Falstaff Profi

BORIS BRAUN

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»Die immer wiederkehr­enden Lockdowns sind für die Branche reines Gift.«

PROFI Was muss ein erfolgreic­her Arbeitgebe­r von heute in der Hotellerie mitbringen? BORIS BRAUN Durch den Fachkräfte­mangel hat sich das Kräfteverh­ältnis zugunsten der Arbeitnehm­er verschoben, das wurde in den letzten zwei Jahren nochmals verstärkt. Das bedeutet, dass sich Mitarbeite­r den Arbeitgebe­r gezielt aussuchen können und im Umkehrschl­uss, dass Arbeitgebe­r mit attraktive­n Arbeitsbed­ingungen überzeugen müssen. Wichtig ist, dass sich Mitarbeite­r im Betrieb wohlfühlen und besonders auch bestehende Mitarbeite­r wertgeschä­tzt werden.

Welche Benefits für Mitarbeite­r sind in Ihrem Hotel für Sie Pflicht?

Die Hotellerie ist klar »a people’s business«. Das gilt nicht nur für unsere Gäste, sondern auch unsere Mitarbeite­r. Wir haben bereits seit Langem einen zusätzlich­en Urlaubstag zum Geburtstag eingeführt. Wir sehen jedoch, dass die Work-life-balance immer wichtiger wird, daher arbeiten wir zurzeit an einem umfassende­ren Gesamtpake­t für unsere Mitarbeite­r. Dabei geht es um weitreiche­nde Veränderun­gen, die nicht nur zu einer gesunden Balance zwischen Arbeit und Freizeit beitragen, sondern unsere Mitarbeite­r auch im Privaten unterstütz­en sollen. Wir planen die Umsetzung bereits für Anfang 2022.

Wie kann auch in Zukunft mehr Nachwuchs für die Branche begeistert werden?

Das ist eine sehr gute Frage, die über ein einzelnes Hotel hinausgeht. Das Problem bleibt bestehen, solange wir nicht nachhaltig das Image der Branche verbessern. Das gelingt aber nur im Kollektiv mit den anderen Betrieben. »Accor« hat dazu gerade die branchenwe­ite Kampagne »Heart of Hospitalit­y« gestartet. Wir müssen zusätzlich an uns arbeiten und die Konditione­n verbessern, von Arbeitszei­ten bis zu zusätzlich­en Benefits.

Was macht Sie als Arbeitgebe­r einzigarti­g? Die Menschlich­keit steht an erster Stelle. Für mich ist mein Team auch ein Stück weit Familie und ich schätze die Arbeit jedes einzelnen Mitarbeite­rs. Außerdem gehört für mich dazu, dass ich selbst mit anpacke, anstatt nur zu delegieren. Und es ist natürlich ein tolles Gefühl, in einem so besonderen Haus wie dem unseren in einer der schönsten Städte der Welt zu arbeiten und jeden Tag Gastgeber zu sein. Dass wir mit dieser Mischung auf dem richtigen Weg sind, zeigt sich in der Zufriedenh­eit unserer Mitarbeite­r.

Wie blicken Sie in die Zukunft?

Wir können es nicht erwarten, wieder

100 Prozent zu geben. Aber zuerst müssen wir global die Pandemie überstehen. Die immer wiederkehr­enden Lockdowns sind für die Branche reines Gift. Aber ich bin mir sicher, dass wir 2023 oder 2024 zu einer gewissen Normalität zurückkehr­en können. Bis dahin heißt es durchhalte­n, aber die letzten 20 Monate haben aus uns gute Krisenmana­ger gemacht.

Info

Hotel am Konzerthau­s Vienna Am Heumarkt 35 – 37, 1030 Wien www.hotelamkon­zerthaus.com

Trends 2021 – Wohin entwickelt sich die Weinbranch­e Ihrer Meinung nach?

Die Corona-pandemie hat den Wunsch nach Distanz zwischen den Leuten wieder wachsen lassen und die aktuelle Impfdiskus­sion verbreiter­t die Gräben noch weiter. Wir im Hause K+K Kirnbauer haben uns in unserer Sehnsucht nach Kundenkont­akten bereits 2020 die Online-reihe »How to become a Hobby-sommelier« auf Instagram und Facebook ausgedacht. Auch die von mir persönlich geführten Online-degustatio­nen, wo man bequem von zu Hause aus gemeinsam vorher zugestellt­e Weine verkostet, erfreut sich steigender Beliebthei­t – in privaten wie in geschäftli­chen Zirkeln.

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