EDITORIAL
LIEBE FEINSCHMECKERINNEN, LIEBE FEINSCHMECKER!
Gin gehört zu den erfolgreichsten Spirituosen unserer Zeit. In einer nie dagewesenen Vielfalt und Qualität wird er heute angeboten und ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht. Der Gin-Hype wurde in den letzten Jahren von Fachleuten immer wieder für beendet erklärt – und die Konsumenten haben sie eines Besseren belehrt. Gin ist beliebt und wird es auch bleiben.
Die Geschichte des Gins begann im Jahr 1575, als Lucas Bols in Amsterdam den ersten Genever brannte – die Urmutter aller heutigen Gins. Mit dem, was unsere Verkoster im Jahr 2020 ins Glas bekommen, hatte dieses Getränk aber wohl nicht viel zu tun. Gin zeigt heute Facetten, die noch vor zehn Jahren nicht denkbar gewesen wären.
Viele Gin-Produzenten lassen sich bei ihren Rezepturen längst nicht mehr nur vom Aroma leiten, sondern fangen das Parfum ihrer Umgebung ein. Dadurch wird die lange als austauschbar kritisierte Spirituose zum absoluten Charaktergetränk. Gerade in Österreich finden sich viele kleine Hersteller, die dem Gedanken des »Terroirgins« folgen und Produkte aus ihren Brennblasen zaubern, die nicht nur charaktervoll und einzigartig sind, sondern qualitativ auf einem Niveau mit großen internationalen Marken mitspielen. Das beweisen die Resultate unserer Gin-Trophy eindrücklich.
Gin gehört zu den wichtigen Ingredienzen vieler legendärer Cocktails – vom Martinez über den Gimlet bis hin zum Negroni. Doch auch als einfacher Longdrink – mit Tonic oder einem alternativen Filler – ist die Wacholderspirituose beliebt. Und nicht nur im Glas, auch auf dem Teller findet Gin Verwendung. In diesem Heft stellen wir Ihnen neben Cocktailklassikern auch die besten Tonics sowie Wildrezepte mit Beigabe von Gin vor.
Gin ist nicht nur wegen seines Geschmacks legendär, sondern insbesondere auch wegen seiner Wirkung. Gin gehört zu den aktivierenden Spirituosen, die – mit dem richtigen Maß genossen – gute Gespräche und lange Abende gleichermaßen fördern. Seine Wirkung verdankt der Gin den verwendeten Botanicals – allen voran dem Wacholder, dem wir in diesem Heft eine eigene Geschichte widmen. Die Lebenskraft des Immergrüns hat nämlich schon unsere Vorfahren beeindruckt und so verwundert es nicht, dass sein Erfolg auch heute unbegrenzt anhält.
Der Gin-Hype wurde von Fachleuten immer wieder als beendet erklärt – und die Konsumenten haben sie eines besseren belehrt.