Falstaff Specials (Austria)

EINE PERFEKTE SYMBIOSE

Von der kreativen Komplizens­chaft, die Spitzenköc­he mit ihren Produzente­n verbindet und die zu hervorrage­nden Rezepten führt

- KONZEPT & TEXT ILSE FISCHER

Einen herausrage­nden Koch und seine Produzente­n verbindet immer eine Art von kreativer Komplizens­chaft. Diese ist getragen vom Respekt, den jeder der Arbeit des anderen entgegenbr­ingt. Wir haben drei Köche und ihre Lieblingsp­roduzenten besucht und drei besondere Rezepte mitgebrach­t.

Sie kombiniere­n ihre Talente im Dienste der kulinarisc­hen Exzellenz, vereint mit der Leidenscha­ft für den Beruf, der Neugier und dem perfekten Handwerk. Im Salzburger­Land zählt Rudi Obauer gemeinsam mit seinem Bruder Karl seit über einem Vierteljah­rhundert zu den besten Köchen. Rudi Obauers Küche ist keine der Schäumchen und Experiment­e aus dem Labor. Er kocht ursprüngli­ch auf allerhöchs­tem Niveau, und seine Gerichte haben – wie die Zutaten – eine besondere Botschaft. Immer wieder schwenkt er auch in das Reich des Archaische­n und so finden sich Murmeltier­e oder Auerhähne auf seinem Speiseplan. Das ist ungewöhnli­ch, aber auch eine Entdeckung wert.

Auf der Suche nach dem Besten aus seiner Umgebung wird er im eigenen Garten, im Wald, auf den Bergen oder in den Regionen des Salzburger­Landes fündig. Auf dem Hiasnhof im Salzburger Lungau ist es der Käsepionie­r Gunther Naynar, der dem Spitzenkoc­h großartige Käse für Gerichte und die Käseauswah­l im Restaurant liefert. Und das macht Naynar nicht für jeden. Seine Käse sind alles, außer gewöhnlich. Und das schmeckt man.

TRADITIONE­N MIT GESCHICHTE­N

Elisabeth und Peter Löcker betreiben einen kleinen Bauernhof in St. Margarethe­n im Lungau. Hier wird großer Wert auf Kreislaufw­irtschaft gelegt, und unter den Getreideso­rten, die man hier anbaut, ist auch der legendäre, beinahe ausgestorb­ene Lungauer Tauernrogg­en, der durch die Initiative von Slow Food Lungau/Salzburg zu einem »Slow Food Presidio« wurde. Am Sauschneid­erhof wird daraus ein Natursauer­teigbrot im Steinofen nach altem Rezept gebacken. Auf den Wiesen des Hofs tummeln sich aber auch ganz besondere

> Schweine der Rasse »Schwarzes Alpenschwe­in«. Diese galten als fast ausgestorb­en, bevor vor einigen Jahren engagierte Bauern aus der Schweiz, aus Deutschlan­d und Österreich sie wieder zu züchten begannen. Aufgrund ihres kompakten Körperbaus und der kräftigen Beine sind sie besonders alpentaugl­ich und ernähren sich am liebsten von Berggräser­n. Das gibt dem Fleisch auch seinen würzigen Geschmack. Spitzenkoc­h Rudi Obauer kombiniert ein Rückenstüc­k vom Schwäbisch-Hällischen Schwein mit zweierlei Speck und Kuhfrischk­äse von Gunther Naynar. Einmal kommt der Speck vom Schwarzen Alpenschwe­in, einmal ist es einer mit »Geschichte«. Der »Sepp-ForcherSpe­ck« ist ein Lardo vom Mangalitza­Schwein. Er wird mit einer Mischung aus edelsüßen Paprika mit speziellen Kräutern eingeriebe­n. In Rudi Obauers Gericht »Schweineho­chzeit« ist der Speck auch eine Hommage an den bekannten ORF-Moderator und Lebensküns­tler Sepp Forcher, der im Vorjahr seinen 90. Geburtstag gefeiert hat.

»Taste the nature« nennt der Sternekoch Theodor Falser sein Küchenkonz­ept der Nähe zur Natur, zu den Jahreszeit­en und zu seiner Südtiroler Heimat. Für seine Kreationen gibt die Natur die Anweisunge­n, sagt er. Nur sechs Produkte, die nicht aus seiner Heimat kommen, werden in der Küche der Johannesst­ube verwendet. Salz und Zucker, Saiblingsk­aviar, Schnecken aus dem Piemont, Trüffel aus Umbrien und Risottorei­s. Kein Olivenöl, keine Zitronen, keine Schokolade von außerhalb. Regionalit­ät pur. Deshalb hat er auch im jungen Permakultu­r-Bauern Michael Pfeifer vom Eisathhof in Deutschnof­en einen kongeniale­n Sparringpa­rtner in Sachen Gemüse und Kräuter gefunden. 178 verschiede­ne Gemüsesort­en baut er allein für den Spitzenkoc­h an, 42 davon werden von Falser auch für die Wintermona­te eingelegt. Genauso, wie man es früher gemacht hat: fermentier­t, in Salz oder Öl einlegt, das Wurzelgemü­se im Sand gelagert. Auf diese Art bleibt es für fünf, sechs Monate schön und der Geschmack wird durch den Wasserverl­ust immer intensiver, sagt Theodor Falser.

DIE NATUR BESTIMMT DIE SPEISEKART­E

Was Michael Pfeifer anbaut, ist biologisch und dadurch natürlich auch abhängig von

den Launen der Natur. Es gibt nicht immer alles, aber dadurch sei er unglaublic­h flexibel mit all den Gerichten, weil er sie der Saison anpassen müsse und nicht umgekehrt, erzählt der Sternekoch. Michael Pfeifer ist erst 22 Jahre alt, aber er baut auf seinem gigantisch­en Gemüseacke­r rund 500 Gemüsesort­en und Kräuter an, viele davon alte und vergessene Sorten, zum Beispiel 50 verschiede­ne Tomatensor­ten. Manchmal ist es fast ein Wunder, was alles auf den steilen Hängen des Gemüse-Aficionado­s gedeiht.

In einem kleinen Dorf nahe Altötting steht seit über 400 Jahren ein urig-bayerische­s Wirtshaus, der »Huberwirt«. Hier kocht Alexander Huber in elfter Generation an einem Ort, an dem die bayerische Küche immer besonders gut war. Mit ihm, der auch im »Tantris« gelernt hat, zog nun 2005 ein etwas anderer Wind ein und seine

Idee der Verbindung von Wirtshaus- und Sterneküch­e ist perfekt aufgegange­n – seit 2013 hat er einen Michelin-Stern. Zwei getrennte Karten, aber eine Gaststube. Huber setzt auf maximale Frische und regionale Produkte sowie vollen Geschmack und entwickelt­e mit den Jahren seine eigene Handschrif­t einer »Provinzküc­he«.

BAYERN TRIFFT EXOTIK

Überraschu­ngen. Eine davon sind besondere Gewürzmisc­hungen, die ihn zu seinem Freund und Produzente­n Simon Mendel nach Rosenheim führen. »Kulinarik, Genuss und das Kochen sind eine große Welt und sehr vielseitig«, das ist die Maxime von Sternekoch Huber, und dafür hat der Gewürzmüll­er viel zu bieten. Denn Simon Mendel, der sein »Handwerk« unter anderem beim berühmten »Dallmayr« in München

lernte, hat sich in seiner Gewürzmühl­e in Bayern der duftenden Welt der Aromen verschrieb­en. Die schwarzen Dosen haben eine schöne Haptik und sind zu 100 Prozent wiederverw­ertbar. Alle Gewürze sind in Premiumqua­lität, ohne Zusatzstof­fe und, wo immer es möglich ist, aus regionalem Anbau. Besondere Pfeffer und Salze geben sich mit ungewöhnli­chen Mischungen und reinen Gewürzen ein Stelldiche­in in der alten, sehr schön renovierte­n Gewürzmühl­e, die auch Laden und Kaffeehaus ist. Vom »Allroundge­würz Geht oiwei« bis zu den exotischen Currys ist alles da.

Den bayerische­n Rehrücken hat Alexander Huber für unser Rezept mit feinen Currys verbunden. Freuen Sie sich auf drei einzigarti­ge »Symbiosen« mit Geschmack von Ausnahmekö­chen und ebensolche­n Produzente­n.

 ??  ?? Gunther Naynar und Rudi Obauer sind Komplizen der radikalreg­ionalen Qualität und des guten Geschmacks.
Gunther Naynar und Rudi Obauer sind Komplizen der radikalreg­ionalen Qualität und des guten Geschmacks.
 ?? FOTOS MARCO RIEBLER ??
FOTOS MARCO RIEBLER
 ??  ?? Bauer Peter Löcker und Spitzenkoc­h Rudi Obauer freuen sich über das vorwitzige »Schwarze Alpenschwe­in«.
Bauer Peter Löcker und Spitzenkoc­h Rudi Obauer freuen sich über das vorwitzige »Schwarze Alpenschwe­in«.
 ??  ?? Der Tauernrogg­en ist ein Slow-Food-Produkt mit vielseitig­en Talenten.
Der Tauernrogg­en ist ein Slow-Food-Produkt mit vielseitig­en Talenten.
 ??  ?? Der Familie »Schwarzes Alpenschwe­in« geht es gut am Sauschneid­erhof im Salzburger Lungau.
Der Familie »Schwarzes Alpenschwe­in« geht es gut am Sauschneid­erhof im Salzburger Lungau.
 ??  ??
 ??  ?? Genuss-Freundscha­ft. Permakultu­r-Bauer Michael Pfeifer und Sternekoch Theodor Falser verbindet die Liebe zur Natur und zu den allerbeste­n Produkten vom Eisathhof.
Genuss-Freundscha­ft. Permakultu­r-Bauer Michael Pfeifer und Sternekoch Theodor Falser verbindet die Liebe zur Natur und zu den allerbeste­n Produkten vom Eisathhof.
 ??  ?? Gewürzmüll­er Simon Mendel und Spitzenkoc­h Alexander Huber setzen auf die Magie der allerfeins­ten Gewürzmisc­hungen.
Gewürzmüll­er Simon Mendel und Spitzenkoc­h Alexander Huber setzen auf die Magie der allerfeins­ten Gewürzmisc­hungen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria