»OIS VOI GUAD!«
Wels, die zweitgrößte Stadt des Landes überrascht mit Top-Kulinarik
Es ist noch gar nicht so lange her, da zog es die Welser in ihren Mußestunden primär vor die Tore der Stadt, um sich kulinarischen Abenteuern hinzugeben. Denn der Welser, so sagen Einheimische, die es wissen sollten, fährt ganz grundsätzlich gerne aus der Stadt hinaus und macht es sich in den umliegenden Hügeln, vorwiegend bei den lokalen Mostbauern, bequem. Gastronomisch lautete das entsprechende Programm Bratlbrot, Topfenoder Erdäpfelkas und Essigwurst. Keine erfreuliche Entwicklung für die urbane Gastronomie, der die 60.000-Einwohner
Stadt nun vermehrt mit lukullischen Alternativen zu begegnen versucht. Aber auch im näheren Umland weisen manche Entwicklungen den Weg in eine gastronomisch beglückende Zukunft – wie das Beispiel vom »Landhaus Traunwehr« eindrucksvoll belegt. Erst kurz vor der Pandemie aufgesperrt, legte es einen vielversprechenden Start mit Hausmannkost und Bier aus der hauseigenen Brauanlage hin – und darf sich jetzt auf eine glorreiche Zukunft freuen. Lukullische Neugiernasen zieht es auch zum Wochenmarkt auf dem Zentralmarktgelände, wenn Frischfleisch und Leberkäse (auch vom Pferd) angeboten werden. Am
Samstag holen die Verkäufer Karpfen, Zander, Forellen, Saiblinge oder Hecht frisch aus dem Bassin. Ansonsten locken Lammspezialitäten (Geheimtipp Lammburger), und alle erdenklichen Gemüsesorten der Eferdinger Bauern. Der gesellige Welser Feinspitz gönnt sich aber auch andere Genüsse: Hendlflügerl im Bierteig zum Beispiel. Wenn die Nächte länger waren und Nachtschwärmern in den Morgenstunden nach etwas Deftigem gustert, beflügelt das knusprige Hendl. Hitzige Diskussionen mit Trunkenbolden findet man kaum. Der Welser zeigt sich anständig, wie das Schild »Olle san brav« in der Markthalle beweist.
Wenn tagsüber ein kühles Bier lockt, gibt es kaum ein lauschigeres Plätzchen als das unter den Kastanienbäumen im »GösserBräu«. Ein Bierexperte schwärmte kürzlich von der Bierzapfkultur: »A gfrorene Halbe«, so nennt man dort ein Bier, dass in einem Kugelglas aus dem Gefrierfach, langsam und mit stabilem Schaum gezapft wird. Besser geht es an heißen Tagen kaum.
Und Weinliebhaber bekommen strahlende Augen, wenn sie die Weinkarte im »Löwenkeller« durchblättern. Das Restaurant von Georg Raab gilt neben seiner Weinkompetenz nicht von ungefähr auch als eines der besten Speiselokale in Wels.