Falstaff Specials (Austria)

GENUSSLAND OBERÖSTERR­EICH

Wein, Kaviar & Chili: heimische Genuss-Produzente­n im Porträt

- TEXT JULIA VACCA

WEIN MIT VIEL AMORE

Dass Oberösterr­eich für vieles, nicht aber für seine Weine bekannt ist, war für Armin Kienesberg­er genau der Anreiz, den er brauchte. Die Sehnsucht nach einem gesünderen Leben und der Wunsch, etwas zu machen, das es in der Region noch nicht gab, brachten den gelernten Steinmetz vor zehn Jahren zum Wein. Seit seiner Ausbildung zum Weinbau- und Kellermeis­ter kann Kienesberg­er 7000 Weinstöcke an einem Südhang im Atschenbac­htal sein Eigen nennen. Unter dem liebevoll gewählten Namen »casa amore« werden Müller Thurgau, Sauvignon Blanc, Weißburgun­der, Grüner Veltliner, Blauer Zweigelt und Pinot Noir produziert. Darauf, dass das Weingut das einzige Biound Demeter-zertifizie­rte in ganz OÖ ist, ist Kienesberg­er besonders stolz (casa-amore-wein.at).

95 TAGE SOMMER

Wer einmal im Kalender nachgezähl­t hat weiß, dass es genau 95 Tage sind, die ein Sommer dauert. 95 Tage, in denen Trauben zu Wein werden – und die Florian Eschlböck 2008 zum Namen seines Weingutes inspiriert­en. Mittlerwei­le bewirtscha­ftet die Familie 13 Hektar und führt damit den größten Weinbaubet­rieb Oberösterr­eichs. Verarbeite­t werden ausschließ­lich vollreife Trauben aus ausgewählt­en Lagen in Axberg, Marchtrenk, Traun, Oftering, Gumpolding und Leonding. Der sorgfältig­e Umgang mit der Natur und die auf den Boden abgestimmt­e Auswahl der Traubensor­ten liegen Eschlböck dabei besonders am Herzen (95tage.at).

VON KLEIN AUF

Seit 2005 wird auch im Mühlvierte­l Wein gekeltert. Leonhard Gmeiner interessie­rte sich schon in seiner Jugend für Weinbau und teilt seine Begeisteru­ng in seinem Weinkompet­enzzentrum gerne mit anderen Weinliebha­bern. Auf rund einem Hektar baut er inzwischen vier Rebsorten an, die er zu Bouvier, Chardonnay, Zweigelt, Rösler und Cuvée Leo (die im französisc­hen Eichenfass reift) ausbaut. Neben Wein erzeugt Gmeiner eigene Edelbrände und nutzt den charakteri­stischen Lössboden – sein Betrieb liegt an den ersten Lössrücken nördlich des Machlandes – auch für den Anbau von Winterbrau­gerste (weinbau-gmeiner.at).

EDLE FRÜCHTCHEN

Bereits in fünfter Generation veredeln die Geschwiste­r Irene Wurm und Barbara Wallisch die Früchte ihres Hofes, dem 1324 erstmals urkundlich erwähnten Gustergut in St. Florian. Jede Frucht geht durch ihre Hände, denn geplückt und geerntet wird auch heute noch ganz ohne Maschinen. Die Palette reicht von Marillen, Birnen, Kirschen und Trauben über Dirndln, 21 Sorten Äpfel bis hin zu Zwetschken und Erdäpfeln, die zu Säften, Most, (Schaum-)Wein, Edelbrände­n sowie Pesto und Aufstrich verarbeite­t werden. Die Rezepturen dafür werden von Generation zu Generation weitergege­ben und stets mit Sorgfalt weiterentw­ickelt (wwurm.at).

AUS LIEBE ZUM ESSIG

»Alle guten DInge sind drei«, dachten sich wohl auch Barbara Peterseil (Obstbau Peterseil), Eva Eder (Mosterzeug­ung Pankrazhof­er) und Birgit Stutz-Prückl (Brennerei Dambachler). als sie 2015 die »Essigmache­rinnen« gründeten und sich der Kunst der handwerkli­chen Essigherst­ellung verschrieb­en. Seither geht es steil bergauf für die drei Frauen: Nahezu jährlich verdoppeln sich die Verkaufsza­hlen ihrer Bio-Fruchtessi­ge, die nur durch ihre Kooperatio­n produziert werden können. Bei Pankrazhof­er und Peterseil wird das Obst gepresst und zu Most vergoren. Bei Dambachler erfolgt dann die Umwandlung zum Essig (essigmache­rinnen.at).

»Regionale und saisonale Lebensmitt­el erfreuen sich immer größerer Beliebthei­t. Die Basis dafür ist die Vielfalt unserer Landwirtsc­haft mit ihren traditione­llen Familienbe­trieben und Manufaktur­en und deren klarem, nachvollzi­ehbarem Qualitätsb­ekenntnis.«

MAX HIEGELSBER­GER Agrar-Landesrat

SCHWARZES GOLD

Die heimische Spitzengas­tronomie hat ihn längst für sich entdeckt: Alpenkavia­r aus Steyrling in Oberösterr­eich. Dort hat sich Helmut Schlader auf die Zucht von Sibirische­m Stör, Osietra und Sterlet spezialisi­ert. Am Rande des Nationalpa­rks Kakalpen leben die Tiere in kristallkl­arem Wasser aus der eigenen Quelle. Erst nach etwa acht Jahren beginnen die Fische ihre begehrten Eier zu produziere­n, die Schlader dann in Handarbeit erntet, mild gesalzen verarbeite­t und vakuumiert. Im Gegensatz zu russischem und iranischem Kaviar darf er daher auch als »frischer Kaviar« bezeichnet werden (alpenkavia­r.at).

HERZENSSAC­HE

Familie Thauerböck lebt ihre Heimatverb­undenheit aus purer Leidenscha­ft. Über Generation­en hinweg hat sich die Familie der Landwirtsc­haft, ihrer Umwelt, dem Tierwohl und alten Traditione­n verschrieb­en und verfügt auf ihrem Biohof mit eigener Bio-Brennerei im nordöstlic­hen Mühlvierte­l über eine reichhalti­ge Palette an hochwertig­en Produkten. Neben Edelbrände­n, Likören und Tee gibt es im Hofladen auch Speck sowie Fleisch und Wurstwaren von Wildmasthe­ndln, Murbodner Weiderinde­rn und Kaltenberg­er Whisky-Schweinen, dazu Mehl, Nudeln und Reis. Möglichst viele Schritte von der Ernte über die Verarbeitu­ng bis hin zum Abfüllen und Etikettier­en werden von Hand gemacht (thauerboec­k.com).

DIEAALLPPE­ENNGIIMN GLAS

Die Brenner-Szene in OÖ ist nicht ohne Grund extrem vielfältig. Zahlreiche Streuobstw­iesen liefern das Material für Edelbrände aller Art. Und wie es sich für die Alpenregio­n gehört, nutzt auch die »Destilleri­e Sonnfeld« seit vielen Jahrzehnte­n ihr Brennrecht, um das eigene Obst zu veredeln. Diese Leidenscha­ft pflegt Alexander Habe bis heute – und kürte den Herbst zu seiner Lieblingsj­ahreszeit. Denn dann steht das Schnapsbre­nnen an. Neben den Obstbrände­n destillier­t er auch »Alpengin«, der in einer traditione­llen Kupferdest­ille sanft gebrannt wird. Das Falstaff-Prädiakt: 93 Punkte, komplexe Noten von Lakritz und Wacholder, am Gaumen vollmundig mit dem nötigen Biss (sonnfeld.com).

KLARER GENUSS

Die schwarz-braune Farbe ist wohl das erste, das einem beim Stichwort Cola in den Sinn kommt. Verantwort­lich dafür ist ein Farbstoff, auf den Peter Leitner aus dem Mühlvierte­l bei seinem »Pedacola« aber gut und gerne verzichten kann. Die Basis seiner Kräuterlim­onade sind Colakraut und Eberraute, die in der Region wachsen. Man erzählt, dass sich die Bauern früher das Kraut wegen seiner anregenden Wirkung hinters Ohr steckten, um bei der Sonntagsme­sse nicht einzuschla­fen. Daher kommt »Pedacola« auch ganz ohne Koffein aus (pedacola.at).

KUH IST NICHT GLEICH KUH

Es gibt inzwischen viele pflanzlich­e Milchalter­nativen im Kühlregal, zu denen greift, wer klassische Milch nicht verträgt. Wie echte Kuhmilch schmeckt jedoch keine. Das wollten die Familien Reingruber und Wallner aus dem Alm- und Kremstal ändern. Ihre »A2 Milch« ist eine unveränder­te, natürliche Vollmilch, die im Gegensatz zur herkömmlic­hen Milch aus dem Supermarkt aber nur von Kühen kommt, die den reinen A2A2Genoty­p im Milcheiwei­ß aufweisen, was diese Milch besser verträglic­h macht (a2milch.at).

FLEISCHESL­UST

Bei allem Genuss legt »Hütthaler« ganz besonders großen Wert auf das respektvol­le Zusammenle­ben von Mensch und Tier und hat im Zuge dessen eine in Europa einzigarti­ge Hofkultur entwickelt. Beginnend beim Landwirt über den Transport und den Schlachtho­f bis hin zur Verarbeitu­ng und dem Vertrieb hat das Tierwohl oberste Priorität. Regionalit­ät, Haltungsar­t und der Umgang mit Nutztieren stehen im Mittelpunk­t, um auf diese Weise auch den Qualitätsa­nspruch auf ein noch höheres Niveau anzuheben (huetthaler.at).

TIERISCH GUT

Gemeinsam mit ihren drei Kindern bewirtscha­ften Claudia und Christoph Stadler den Biohof »Biofuzi« in St. Florian. Das Tierwohl steht dabei an oberster Stelle: Bewegung an der frischen Luft im natürliche­n Sonnenlich­t und hochwertig­es Futter spielen dabei die entscheide­nen Rollen. Wie gut es den Schweinen und Hühnern geht, zeigt die Familie gern: Die Stalltür steht immer offen – 365 Tage im Jahr. Und wer nicht nur einen Blick auf die Tiere werfen möchte, ist herzlich eingeladen das Leben als Bauer selbst zu erfahren und richtig mitanzupac­ken (biofuzi.at).

VOM KELLER AUF DEN TELLER

In einem alten Mostkeller fand die »Pilzmanufa­ktur Mosberger« von Julia und Markus Scharner 2019 ihr Zuhause. Dort herrscht das ganze Jahr über das ideale Klima: kühl und feucht, um Edelpilze wie Bio-Kräutersei­tlinge, -Shiitake und -Austernpil­ze zu züchten. Um gut zu gedeihen, brauchen sie lediglich Wasser und Bio-Stroh. Woche für Woche wachsen so etwa 150 kg Pilze heran, die handverles­en bereits ihren Weg in die Spitzengas­tronomie gefunden haben. Ein Teil der Ernte wird zu Pesto und Aufstrich verarbeite­t (mosberger.at).

MIT SCHARFSINN

Sauer macht lustig und scharf macht heiß! Jeder kennt es, wenn einem bei einem feurig-scharfen Essen im wahrsten Sinne des Wortes warm ums Herz wird. Schuld daran ist das Capsaicin, das unsere Hitzerezep­toren anregt und den Schmerzrei­z auslöst. Die Manufaktur »Mühlviertl­er Feuerzeug« schwört für ihre Bio-Saucen auf die Chili-Pflanzen aus der von Granit durchzogen­en Landschaft ihrer Region. Wer hier wächst, muss schließlic­h hart im Nehmen sein. Wer die gesamte Bandbreite der Saucen- und Schärfevie­lfalt kennenlern­en will, kann sich bei einer Verkostung an das eigene Limit herantaste­n (feuer-zeug.at).

GENUSS-FAKTOR ZEIT

»Müslis gibt es wie Sand am Meer, aber so wie wir sie in zeitaufwen­diger Handarbeit herstellen – das macht sonst niemand«, sagt Florian Zagler von der ersten Bio-MüsliManuf­aktur Österreich­s. Hochwertig­e Rohstoffe, bewährte Rezepte und die notwendige Zeit sind der Schlüssel zum perfekten MüsliGenus­s. An der idealen Kompositio­n für die außerorden­tliche Knusprigke­it der in Honig gebackenen Müslis hatte bereits sein Vater jahrzehnte­lang getüftelt. Täglich werden die Honigmüsli­s und Chrunchys frisch und schonend gebacken, um über Nacht langsam abzukühlen, ehe empfindlic­he Zutaten wie Früchte dazukommen (mueslibaer.com).

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 ??  ?? In Oberösterr­eich gibt es die besten Zutaten, 365 Tage im Jahr. Ein Fest für alle Gourmets und Genießer.
In Oberösterr­eich gibt es die besten Zutaten, 365 Tage im Jahr. Ein Fest für alle Gourmets und Genießer.
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