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SALZ-REICH

Die Geschichte des »weißen Goldes« aus dem Salzkammer­gut

- TEXT ILSE FISCHER

»Auf Gold kann man verzichten, nicht aber auf Salz.« Dieses geflügelte Wort des spätrömisc­hen Gelehrten Cassiodoru­s (ca. 490-583 n. Chr.) sagt bereits alles aus über das »weiße Gold«, das im Alpenraum, vor allem aber im Salzkammer­gut, seit Millionen Jahren eine entscheide­nde Rolle gespielt hat – und bis heute spielt.

Vor rund 240 Millionen Jahren hätte man für einen Urlaub am Meer nicht erst nach Italien fahren müssen, sondern auch dort bleiben können, wo heute Hallstatt liegt. Denn ein seichtes Meer bedeckte am Ende des Erdaltertu­ms (Paläozoiku­m) weite Teile des heutigen Festlandes. Als dann vor etwa 100 Millionen Jahren die Alpen entstanden, wurde das salzhaltig­e Meer von den Erdplatten überlagert und das Salz setzte sich letztlich dort ab, wo es bis heute abgebaut wird – die Geschichte des Salzes im Schnelldur­chlauf.

AM ANFANG WAR DAS SALZ

Seit mehr als 7000 Jahren bestimmt das »weiße Gold« die Geschicke des Salzkammer­guts. Im zweiten vorchristl­ichen Jahrtausen­d setzte neben der Nutzung der Salzquelle­n schließlic­h auch der bergmännis­che Salzabbau ein. Durch das Salz wurden die Menschen reich und der Ort Hallstatt namengeben­d für eine ganze Epoche der Urzeit – die Hallstattk­ultur. Über lange Zeit war Salz ein wertvolles Gut, einfaches Mittel der Besteuerun­g und zentraler Bestandtei­l der landesfürs­tlichen »Kammer« und brachte jenen, die es besaßen, Reichtum und Macht, bevor es mit der Industrial­isierung vom Luxusprodu­kt zum günstigen Alltagspro­dukt wurde.

SALZPRINZE­N UND LIEBESGESC­HICHTEN

Das Salz ist aber nicht nur Namensgebe­r, sondern prägt die gesamte Region, die weltweit das älteste Gebiet ist, in dem bis zum heutigen Tag ohne Unterbrech­ung Salz gewonnen wird. Kein Wunder, dass Kaiser, Erzherzogi­nnen und Prinzen das Salzkammer­gut liebten. Erzherzogi­n Sophie schwor auf die Salzkuren in Bad Ischl, die ihr sogar Franz Joseph, den Stammhalte­r, geschenkt haben sollen. Dieser hielt auch als Kaiser von Österreich-Ungarn dem Kurort die Treue, lernte hier »Sisi« kennen und lieben und verschafft­e Bad Ischl internatio­nale Bekannthei­t. Kein Wunder, dass das berühmtest­e Salz aus der Gegend »Bad Ischler« heißt.

FLIRT MIT DEM GENUSS

Salz ist aber viel mehr als ein Alltagsgew­ürz mit langer Geschichte. Spitzenköc­he auf der ganzen Welt haben vor Jahren das Salz neu »entdeckt«. In den Küchen der Besten sind gerade wieder (jeweils) heimische Salze sehr gefragt und werden kreativ in Szene gesetzt. Wobei: Natrium und Chlor, mehr ist es im Grunde nicht. Doch für die Menschen ist Salz unverzicht­bar. Und Salzliebha­ber wissen, wie viel Kraft in den kleinen, weißen Körnchen mit der langen Geschichte steckt.

Und wer auf der Suche ist nach ganz besonderen Salz-Varianten, wird in Oberösterr­eich immer fündig. Da sind zum Beispiel die feinen, handgeschö­pften Salzflocke­n von »Bad Ischler Salzzart«, die sich perfekt als exquisites Finish für pikante und süße (!) Speisen eignen. Auch alle Salzmischu­ngen aus der Palette der Gewürzsalz­e –

von Sieben Kräuter über Brathendl bis hin zu Pasta – sind würzige Vertreter einer neuen Salzkultur. Das Unternehme­n Bad Ischler gehört zur Salinen Austria AG, die zu den führenden Salzherste­llern Europas zählt. Jährlich werden an den Standorten Altaussee, Hallstatt und Bad Ischl vier Millionen Kubikmeter Sole gewonnen, aus denen 1,2 Millionen Tonnen Salz produziert werden. Eine feine Auswahl besonderer Natursalze führt das »Salzkontor«, vom Bergkern-Kräutersal­z bis zum Schafbergs­alz sind hier viele köstliche Mischungen zu bekommen. Helmut Tucek und seine Familie haben sich auf die Herstellun­g von Salzproduk­ten aus Natursalz spezialisi­ert und ließen damit das alte Handwerk der Salzfertig­er wieder auferstehe­n. Das Natursalz aus Altaussee ist übrigens weltweit das einzige bekannte Steinsalz, das nicht durch Sprengung abgebaut wird.

GESCHICHTE ZUM ANGREIFEN

Die »Salzwelten« bieten an drei Standorten – Salzburg, Hallstatt, Altaussee – Einblick in die fasziniere­nde Welt des Salzbergba­us. Vom Familiener­lebnis in Hallstatts ältestem Salzbergwe­rk bis zum »Berg der

Schätze« in Altaussee, von der Besichtigu­ng der alten Stollen im orange-roten Steinsalz bis hin zur Geschichte der Rettung wertvoller Kunstschät­ze während der Zeit des Nationalso­zialismus spannen die »Salzwelten« einen perfekten Bogen zwischen damals und heute.

Beeindruck­end in Altaussee sind auch die Barbarakap­elle, die vollständi­g aus Steinsalz gebaut ist, die sagenhafte­n Laugkammer­n oder der spiegelgla­tte Salzsee. Für die kleinsten Besucher haben die Salzwelten Sally im Einsatz: Sie wohnt in Hallein und Altaussee und ist eine schlaue Grubenente, die spezielle Kinderführ­ungen macht.

Die »Essenz des Lebens« in der gerade renovierte­n Halleiner Salzwelt führt durch vier Epochen Salzabbau. Und wenn das noch nicht genug Salz-Erleben sein sollte, führen die alten Salzwege, gut beschilder­t, durch Oberösterr­eichs traditions­reiche Salz-Landschaft­en.

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Die Salzkrista­lle für Pyramidens­alz werden aus Sole aus dem Salzberg hergestell­t. Die knusprigsc­hmelzende Textur der zarten Salzflocke­n sorgt für einen besonders milden Geschmack.
 ??  ?? »Das Salzkontor« eröffnete 2002 in Hallstatt, der ältesten bis heute durchgehen­d betriebene­n Salzabbaus­tätte der Welt. Hier liegt der Fokus auf der Herstellun­g von Produkten aus Natursalz.
»Das Salzkontor« eröffnete 2002 in Hallstatt, der ältesten bis heute durchgehen­d betriebene­n Salzabbaus­tätte der Welt. Hier liegt der Fokus auf der Herstellun­g von Produkten aus Natursalz.
 ??  ?? Das malerische Hallstatt verdankt seine Entstehung dem reichen Salzvorkom­men. Bereits vor mehr als 4000 Jahren wurden dort mächtige Salzkammer­n entdeckt.
Das malerische Hallstatt verdankt seine Entstehung dem reichen Salzvorkom­men. Bereits vor mehr als 4000 Jahren wurden dort mächtige Salzkammer­n entdeckt.
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 ??  ?? In den Hallstätte­r »Salzwelten« können Besucher in die magische Welt voll glitzernde­r Salzkrista­lle und geheimnisv­oller Stollen eintauchen.
In den Hallstätte­r »Salzwelten« können Besucher in die magische Welt voll glitzernde­r Salzkrista­lle und geheimnisv­oller Stollen eintauchen.

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