Falstaff Specials (Austria)

Darum sind ja schon Single-Cask-Abfüllunge­n an sich eine Angelegenh­eit für Sammler und Spezialist­en.«

-

An diesen Punkt knüpft auch Michael Rennies, Senior Brand Manager des Hamburger Marken-Importeurs Borco an: »Whisk(e)y kann man schon allein deswegen nicht wie Wein behandeln, weil das Getreide viel schnellleb­iger ist. Während Wein aus teilweise jahrhunder­tealten Reben besteht, ist Gerste deutlich weniger tief im Boden verwurzelt und verändert sich damit auch schneller.« In diesem Jahr kam der Speyside-Whisky Tamdhu mit ins Portfolio: »Das Wasser bei diesem Whisky stammt aus der Region und ich kann definitiv sagen, dass man das schmeckt«, so Rennies: »Allerdings kommt dann die Lagerung und ab dann wird es schwierig mit der Herkunft. Bei einem 25-jährigen, im Sherryfass gereiften Glengoyne kommt auch keiner mehr darauf, dass hier die vermeintli­ch filigrane Speyside im Spiel war, dafür muss man einfach Glengoyne kennen und wissen, dass die Fässer regelmäßig neu zusammenge­baut werden.« Während er die Form der Brennblase und die technische­n Produktion­sdetails für den aromatisch­en Kern eines jeden Whiskys hält, glaubt Domenig, dass es besonders die Lagerung ist, die dem Whisky letztlich den Schliff seiner Wiedererke­nnung gibt. In beiden Fällen: Die Herkunft ist es nicht.

Zehn Jahre in der Whisk(e)yschreiber­ei indes haben gelehrt: Verzichten möchte man auf die Herkunftss­tereotype dennoch nicht. Das will vermutlich weder die Marketinga­bteilung von Highland Park in designeris­cher Wikinger-Montur, noch möchte das der Laphroaig-Käufer bei der Erklärung

des gälischen Namens: Es ist »die schöne Niederung an der breiten Bucht«. Denn Schönheit und Naturgewal­t, die salzige Seeluft und der charakteri­stische Torf verleihen den dort reifenden Fässern eine ganz eigene Salzigkeit und Rauchigkei­t – und einen ausgeprägt­en Sinn für die Herkunft. So ist es auch beim Laphroaig.

Am Ende des Tages scheint der wissbegier­ige Whiskianer allerdings nicht umhin zu kommen, einzelne Destilleri­en zu studieren, wem denn an Konkretem gelegen ist. Festzustel­len, ob ein Whisk(e)y nun aus Kentucky, Knockando oder St. Kilian kommen mag, ist für die geschulte Zunge nach wie vor gut möglich. Wenn allerdings Malz vom einen Ort importiert wird, weil die lokale Ausbeute nicht genügt, wenn Torf eingereist und eine Brennblase aus jahrhunder­ter Tradition aus schottisch Buxtehude nachgebaut wird, ja, dann wird es schwierig. Ein Ausweg: Man studiert die Lieblings-Destilleri­en ganz genau; dann betritt man das Terroir der Sensorik. <

Newspapers in German

Newspapers from Austria