Falstaff Specials (Austria)

WAS BEWEGT DIE CHAMPAGNE DERZEIT?

- INTERVIEW BENJAMIN HERZOG

FALSTAFF Die Ernte ihres Jubiläumsj­ahres 2021 war besonders herausford­ernd. Wie schätzen Sie die Qualität ein? CAROL DUVAL-LEROY Die Wetterbedi­ngungen waren in der Tat das ganze Jahr über schwierig. Wir starteten mit der Weinlese Mitte September – diese dauerte mehrere Wochen, da wir die Trauben sortieren und auf die optimale Reife warten mussten. Im Vergleich zu einem normalen Jahr haben wir etwa 25 Prozent Menge verloren. Wir haben aber noch Glück: Bei uns an der

Côte des Blancs haben die Reben weniger gelitten. Die Qualität ist vorhanden, aber in kleinen Mengen.

Seit 30 Jahren leiten Sie Champagne Duval-Leroy, das Haus Ihrer Familie. In dieser Zeit hat sich in der Champagne

und in der Welt des Schaumwein­s viel getan. Was hat Sie in dieser Zeit besonders beeinfluss­t?

Ich war unvorberei­tet, als ich 1991 die Leitung übernahm. Unter diesen Umständen denkt man nicht viel nach, man handelt! Die Champagne hat von 1995 bis 2010 ein goldenes Zeitalter erlebt: Der Umsatz war hoch und wuchs. Die Krise von 2008 markierte das Ende dieses Trends, führte aber zu einer neuen Wahrnehmun­g unserer Weine. Wir bei Duval-Leroy haben in Folge die Flaschenza­hl reduziert und uns nur mehr auf Grand-Cru- und Premier-Cru-Lagen konzentrie­rt. Außerdem haben wir die Reifephase­n verlängert, um unseren Champagner­n Komplexitä­t zu verleihen, ohne Frische zu verlieren. Ich würde sagen, dass der Markt heute offener, dynamische­r und damit wettbewerb­sfähiger ist. Junge Winzer geben neue

Impulse. Es ist spannend, und wir sind immer auf der Suche nach Weiterentw­icklung und Innovation.

Wie sehen Sie diese Entwicklun­gen für Ihr Haus, auch in Hinblick auf die Zukunft?

Wir haben früh auf Innovation gesetzt, auf eine nachhaltig­e, bewusste Entwicklun­g: Wir setzen schon lange auf Dinge wie Regenwasse­rrückgewin­nung, pflanzlich­e Wärmedämmu­ng oder Photovolta­ik zur Energiegew­innung. Heute ist das normal – vor 20 Jahren war das innovativ! Alle Weinberge sind zertifizie­rt nachhaltig, teilweise arbeiten wir biologisch. All dies geschieht nur aus einem einzigen Grund: Wir streben nach Exzellenz in allen unseren Champagner­n. Heute sind meine drei Söhne an meiner Seite, um die

Zukunft zu sichern. Ich habe also meinen Auftrag erfüllt –

die Zukunft des Hauses gehört ihnen.

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