PAULUS, NICHT SAULUS
Warum gerade die Rinderhaltung dazu beitragen kann, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Und warum sie obendrein ein wichtiger Faktor für die Erhaltung der Biodiversität ist. Ein Blick ins Grüne.
Unsere Heimat ist – und zugegeben, das kommt jetzt überraschend – ein Land der Berge. Rund 70 Prozent der Landesfläche sind gemäß topografischer Definition Berggebiet. Das hat viele Vorteile, sieht auch schön aus und ist charakterstiftend für das Land. Es hat aber auch Nachteile, zumindest erscheinen sie zunächst als solche. Denn ein erheblicher Teil des Berggebiets ist zwar mit Wäldern und Wiesen bewachsen, aber für modernen, profitablen Ackerbau ungeeignet. Bodenbeschaffenheit und klimatische Bedingungen verhindern hier »Beackern« weitgehend. Was diese nicht verhindern, ist die Landwirtschaft in Form der so genannten Grünlandwirtschaft.
KULTUR, NICHT NATUR
Wiesen, gerade auch in ihrer Funktion als Weiden, sind keine Natur-, sondern Kulturlandschaften. Sie wurden einst von Menschen durch das Roden von Wäldern geschaffen und bedürfen der Bewirtschaftung, um nicht wieder zu Wäldern zu werden. Das ist nicht nur wichtig für den Erhalt von Almen und anderen Wiesen, es ist auch wichtig für die Biodiversität und das Klima. Denn prinzipiell zeichnen sich Wiesen nicht nur durch große Artenvielfalt bei Flora und Fauna aus, sie sind auch, mehr noch als Wälder, sehr effiziente CO₂-Speicher. Das vermeintlich einschränkende Wörtchen »prinzipiell« bezieht sich auf den Umstand, dass die positiven Auswirkungen aufs Klima nur durch Grünlandbewirtschaftung möglich sind.
WAS KÜHE ALLES KÖNNEN
Der Prozess sieht in etwa aus, wie folgt: Die Kühe fressen Gras und Kräuter von den Wiesen. Sie ernähren sich also von Biomasse, die wir nicht essen können. Daher stehen sie auch nicht in Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Das Abfressen der Pflanzen in
Verbindung mit dem Niedertreten der Pflanzenreste durch die Hufe (das Mulchen) und dem Dung der Kühe zeitigt viele positive Effekte. Die Pflanzen werden zum Wachsen angeregt. Humus wird aufgebaut. Das speichert CO₂ im Boden, verbessert die Bodengesundheit, also auch seine Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, und trägt zur Biodiversität bei. Murenabgänge werden deutlich reduziert. Ernähren sich Kühe hauptsächlich von Grünfutter, sinkt deren Methanausstoß dadurch deutlich. Die Kuh wird vom Klima-Saulus zum Klima-Paulus. Und als Bonus obendrauf verwandeln die Tiere für Menschen ungenießbares Gras in Milch und letztendlich auch in Fleisch.
Was für ein Glück wir haben, in einem Land zu leben, das über so viel Grünland verfügt. Land, auf dem Kühe gut und gerne leben können, uns dabei mit bester Milch versorgen und sogar noch für den Klimaschutz »tätig« sind. Kühe fürs Klima!