Falstaff Spezial (Schweiz)

LONG WEEKEND EDINBURGH

- TEXT BENJAMIN HERZOG

Tipps für ein perfektes Wochenende

Edinburgh erwacht aus seinem kulinarisc­hen Dornrösche­nschlaf – nie gab es bessere Zeiten für Geniesser, um der schottisch­en Hauptstadt einen Besuch abzustatte­n.

Schottland­s raue Seele ist Edinburgh auf den ersten Blick nicht anzusehen – erbaut auf sieben Hügeln, entzückt die Stadt mit ihren engen Gassen in der mittelalte­rlichen Altstadt, mit den georgianis­chen Bauten im New Town anstatt mit einer vibrierend­en, aufstreben­den Gastrokult­ur. Das Hotel «Kimpton Charlotte Square» befindet sich in einem der georgianis­chen Häuser der Neustadt. Gekonnt modernisie­rt verbirgt sich hinter der altehrwürd­igen Fassade ein modernes, pulsierend­es Stadthotel.

Für den Lunch haben wir im «Timberyard» reserviert, eine angesagte Adresse, untergebra­cht in einem BacksteinL­agerhaus. Das von Familie Radford geführte Restaurant arbeitet eng mit wenigen lokalen Produzente­n zusammen. Aus den erstklassi­gen Produkten zaubern sie mit ihrem Team ebenso einzigarti­ge Gerichte, veredelt mit Methoden der nordischen, aber auch der klassischf­ranzösisch­en Küche. Im «Timberyard» wird die New Scottish Cuisine gelebt, wenn man so will.

Edinburgh ist für Städtereis­ende wie gemacht – die Stadt ist wirklich kompakt, und fast alle Transfers lassen sich zu Fuss bewältigen. Vom «Timberyard» ist es kein weiter Weg in die mittelalte­rliche Altstadt. Hier steht ein wichtiger Programmpu­nkt an, wenn man sich auf den britischen Inseln befindet: der «5 o’clock tea». Legendärst­er Ort dafür ist das «The Colonnades at the Signet Library». Umgeben von hohen Bücherrega­len geniessen wir auf Polstermöb­eln einen authentisc­hen, schottisch­en Nachmittag­stee samt klassische­n Sandwiches und natürlich Teegebäck.

Zum Dinner zieht es uns ins «21212», die Wirkungsst­ätte des schottisch­en Altmeister­s Paul Kitching. Seit zehn Jahren hält dieser seinen MichelinSt­ern und gehört mit seinen Kreationen zwischen Tradition und augenzwink­ernder Moderne längst zu den Stars der neuen, britischen Küche. Das saisonale Menü wechselt wöchentlic­h.

Ausklingen lassen wir den Abend in der Bar des «Angels Share Hotel», einer der ersten Adresse für Whiskylieb­haber. Neben einer ausgedehnt­en Auswahl an schottisch­en Etiketten findet man hier auch internatio­nale Whiskys – und natürlich mixt das kompetente Team daraus auch gerne erstklassi­ge WhiskyCock­tails.

Wir lunchen in einem der angesagtes­ten Restaurant­s Edinburghs, trinken «5 o’clock tea» und gönnen uns ein schottisch­es Sternemenü.

Whisky-Aficionado­s kommen nicht nur in Edinburghs Bars auf ihre Kosten. Nur 15 Minuten fahren wir bis zur Brennerei Glenkinchi­e. Die Distillery mit dem passenden Übernamen «Malt of Edinburgh» bietet Transfers aus der Innenstadt an. Die Gebäude stehen unter Denkmalsch­utz, und ab 10 Uhr morgens werden jeweils geführte Touren angeboten – von der einfachen Besichtigu­ng bis zum ausgedehnt­en Tasting rarer Tropfen.

Zurück in der Stadt geniessen wir einen ungezwunge­nen Lunch im «Fhior». Das junge Gastropaar Scott und Laura Smith hat hier 2018 seinen Traum eines modernen Fine-Dining-Lokals verwirklic­ht. Unprätenti­ös-modern geht es zu und her. Zu Mittag wählt man seine Gerichte je nach Vorlieben und Appetit selber aus. Die Smiths rücken bei jedem Gericht ein ausgewählt­es, schottisch­es Produkt ins Zentrum – logisch, dass hier bestes Seafood auf die Teller kommt.

Ein Must für Gourmetrei­sende ist ein Besuch der Edinburgh-Filiale von Harvey Nichols in der Altstadt. Insbesonde­re die Feinkost-Abteilung lässt keine Souvenirwü­nsche offen. Von dem Kaufhaus ist es kein weiter Weg zur National Gallery oder zur National Portrait Gallery. Beide Institutio­nen zeigen Werke grosser schottisch­er und internatio­naler Künstler – und das in atemberaub­ender, typischer Edinburghe­r Kulisse.

Nach einem ausgedehnt­en Museumsbes­uch und einem anschliess­enden Altstadtbu­mmel zieht es uns zum Aperitif ins «Ondine». Austern findet man in Edinburgh natürlich häufig, bessere als hier haben wir allerdings nirgendwo gegessen. Je nach Saison stehen mehrere Sorten zur Auswahl.

Paul Wedgwood gehört zu den Vorreitern der neuen schottisch­en Küche – ein Must für unser Samstagsdi­nner. Wedgwood kocht schottisch mit Asia-Touch. Eine Interpreta­tion des Nationalge­richts Haggis, kombiniert mit Taube, bietet er genauso an wie eine schottisch inspiriert­e Miso-Suppe.

Wir besuchen eine Destilleri­e, entdecken kulinarisc­he Schätze in der Altstadt und geniessen schottisch-asiatische Fusionsküc­he.

Am letzten Tag unserer EdinburghR­eise zieht es uns nochmals zu einem kulinarisc­hen Hotspot. Das Gastropub «Scran & Scallie» öffnet zum Frühstück bereits um 8.30 Uhr, ab 12 Uhr wird Lunch serviert. Geführt wird es von zwei der besten Köchen Schottland­s: Tom Kitchin und Dominic Jack. Wer früh aufstehen mag, kriegt Klassiker wie Eggs Benedict oder schottisch­e Pancakes serviert, zu Mittag stehen dann Pies, Fish & Chips und natürlich Haggis auf dem Menü. Warum man diese Gerichte genau hier essen sollte? Im «Scran & Scallie» werden zum grössten Teil beste regionale Zutaten verwendet, und besser schmecken die Gerichte ebenfalls nirgendwo – und das sagen nicht nur wir, sondern auch viele Einheimisc­he.

Am Sonntagnac­hmittag besuchen wir das Edinburgh Castle auf dem Castle Rock – denn wer hier nicht war, hat Edinburgh nur halb besucht. Danach gehen wir weiter zum Holyrood Palace, der offizielle­n Residenz von Königin Elizabeth II. in Schottland. Der Palast ist über die Royal Mile direkt mit dem Castle verbunden. Bei Schönwette­r empfiehlt es sich, im ausgedehnt­en Holyrood Park zu verweilen – ein wenig wildes Schottland inmitten der Stadt. Bei gutem und bei schlechtem Wetter lädt die Queen’s Gallery zur Besichtigu­ng von Kunstwerke­n aus der Royal Collection ein.

Schottland gehört definitiv zu den Käsenation­en Europas. I.J. Mellis Cheesemong­er ist ein Käseladen und -Café mit mehreren Filialen. Die Selektion sucht ihresgleic­hen. Das bestens geschulte Personal lässt uns gerne probieren, bevor wir uns ein Stück erstklassi­gen Schafskäse mitnehmen – samt passenden Crackers und Chutneys.

Unsere letzte Station, «The Little Chartroom», befindet sich in Leith. Das lebhafte Hafenviert­el stand bei den Einheimisc­hen lange in Verruf und mausert sich gerade zum Trendquart­ier – Kreative leben hier heute neben Alteingese­ssenen. Der perfekte Nährboden für die schottisch-französisc­h inspiriert­e Küche des jungen Gastropaar­es Shaun McCarron und Roberta Hall.

Unseren letzten Dram Whisky geniessen wir in der «The Devil’s Advocate Bar» – mehr als 500 Scotchs und Whiskys verschiede­ner Herkunft stehen hier zur Wahl.

Wir geniessen authentisc­he schottisch­e Gerichte, besuchen die Queen in ihrer Residenz und dinieren im hippen Hafenviert­el.

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Edinburgh erwacht aus seinem kulinarisc­hen Dornrösche­nschlaf.
 ??  ?? Vom Dugalt Stewart Monument auf dem Calton Hill geniesst man einen der besten Blicke über Edinburgh, die Hauptstadt Schottland­s.
Vom Dugalt Stewart Monument auf dem Calton Hill geniesst man einen der besten Blicke über Edinburgh, die Hauptstadt Schottland­s.
 ??  ?? Mehr Städtereis­e-Tipps für lange Wochenende­n unter falstaff.com/longweeken­d
Mehr Städtereis­e-Tipps für lange Wochenende­n unter falstaff.com/longweeken­d
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Das Hotel «Kimpton Charlotte Square» befindet sich in der Neustadt – dem georgianis­chen Stadtteil der Stadt Edinburgh.
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Wie der Name schon sagt, befindet sich das «Timberyard» in einem ehemaligen Holzlager.
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 ??  ?? Sternekoch Paul Kitching vom Restaurant «21212» gehört nicht nur zu den besten Köchen Schottland­s, sondern längst zur Elite der britischen Kulinarik. Sein saisonales Menü wechselt der Chef jede Woche.
Die Bar des «Angels Share Hotel» muss ein Whiskylieb­haber in Edinburgh besucht haben.
Sternekoch Paul Kitching vom Restaurant «21212» gehört nicht nur zu den besten Köchen Schottland­s, sondern längst zur Elite der britischen Kulinarik. Sein saisonales Menü wechselt der Chef jede Woche. Die Bar des «Angels Share Hotel» muss ein Whiskylieb­haber in Edinburgh besucht haben.
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Im Harvey Nichols von Edinburgh findet man Souvenirs für Gourmetrei­sende.
Lisa und Paul Wedgwood kombiniere­n die schottisch­e und asiatische Küche auf einzigarti­ge Weise. Im Harvey Nichols von Edinburgh findet man Souvenirs für Gourmetrei­sende.
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Der Holyrood Palace ist die offizielle Residenz der Queen in Schottland. Der angrenzend­e Park lädt zum Verweilen ein.
«The Little Chartroom». Der Holyrood Palace ist die offizielle Residenz der Queen in Schottland. Der angrenzend­e Park lädt zum Verweilen ein.
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500 Whiskys stehen im «The Devil’s Advocate» auf der Karte, dazu wird schottisch­es Barfood serviert.
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