BOURBON: NOT MACHT ERFINDERISCH
Whiskey trinkt man aus Nosing-Gläsern, die lange und andächtig geschwenkt werden vor dem ersten Schluck? Das sind Glaubenskriege. Serien wie «Mad Men» mögen uns gelehrt haben, dass es sich bei Bourbon – dem amerikanischen Whiskey aus mindestens 51 Prozent Mais – um ein Getränk handelt, das in Tumblern und auf Eis geschwenkt werden sollte. Die Ästhetik bleibt eine Frage des persönlichen Befindens sowie der Tradition; ein Faktum hingegen ist, dass unsere Zunge auf Zimmertemperatur Aromen am besten wahrnimmt. Die anderen Getreide im amerikanischen Whiskey sind, neben Mais, in der Regel Weizen oder Roggen: Gelagert wird der New Make, wie man die frisch destillierte Spirituose nennt, oft gerade einmal zwei Jahre im ausgekohlten Eichenfass. Er ist dann ein Straight Bourbon. In Schottland sind es mindestens drei Jahre. Unter zehn Jahren schreibt man das in der Regel aber nicht auf die Flasche, sondern nutzt den Single Malt für einen Blend.
Wie jeder, der einmal jung war, weiss, sind es vor allem Jim Beam und Jack Daniel’s, die sich früh international breit aufstellten. Die amerikanische Whiskey-Geschichte ist gesäumt von Verboten und Bürgerkriegen, von Schwarzbrennerei und Steuergesetzen, die heute mit der Kultur von Speakeasy-Bars glorifiziert werden. Gesagt sei allerdings, dass die Vielfalt dessen, was der Whiskey aus vornehmlich Kentucky und Tennessee heute vorzuweisen hat, auf eine bewegende Geschichte des frühen 19. Jahrhunderts zurückgeht, als die Schotten das historische Bourbon County besiedelten. Zwingend probieren sollte man den «Bulleit Bourbon». Er ist ein Liebling unter Bartendern und zeigt, wie es möglich ist, dass Whisky und Whiskey zwei komplett unterschiedliche Spirituosen sind. Verwandt und doch so fern.