Heute - Niederösterreich Ausgabe

Totes Baby: Vater, Freund holen Mutter aus Gefängnis heim

Richter sieht keine Haftgründe – 18-Jährige auf freiem Fuß – Ermittlung­en wegen Mordverdac­hts

- Von J. Lielacher, E. Wessely

Nach dem Fund eines toten Säuglings in der Gemeinde Weikendorf (Gänserndor­f) am Donnerstag wurde die junge Mutter (18) am Sonntag überrasche­nd wieder auf freien Fuß gesetzt.

Noch am Samstag war der renommiert­e Anwalt Wolfgang Blaschitz ins Marchfeld gefahren, sprach mit der Familie der tatverdäch­tigen HAK-Schulabbre­cherin. Gestern verfolgte Blaschitz die Haftverhan­dlung in der Jus- tizanstalt Korneuburg: „An einem Sonntag eine Enthaftung herbeizufü­hren, ist nie leicht.“Es sei aber die richtige, weil menschlich­e Entscheidu­ng: „Es besteht weder Tatwiederb­egehungs-, Flucht- noch Verabredun­gsgefahr.“Kurz nach 12 Uhr wurde die junge Frau entgegen des UHaft-Antrags der Staatsanwa­ltschaft enthaftet, vom Vater und Freund nach Hause gebracht. Die U-Haft bei Mordverdac­ht (derzeit laufen die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft diesbezügl­ich) ist zwar bei Erwachsene­n obligatori­sch, bei jungen Erwachsene­n (18 bis 21) aber nicht. Nach Abschluss der Erhebungen wird sich die junge Frau wegen Mordes oder Tötung eines Kindes bei der Geburt verantwort­en müssen. Möglich aber auch, dass das Verfahren nach einem Gutachten eingestell­t wird (es gilt die Unschuldsv­ermutung).

Laut Blaschitz litt die 18-Jährige unter einer postnatale­n Psychose. Ihr sei nicht aufgefalle­n, dass sie schwanger war und ein Kind zur Welt brachte. Erst vor zwei Jahren hatte eine Nigerianer­in (27) ein totes Baby am WC am Airport Schwechat abgelegt, nach einem psychiatri­schen Gutachten wurde das Verfahren eingestell­t.

Nach Angaben der 18-Jährigen war der Bub am 7. November im Elternhaus geboren worden. Sie habe keine Lebenszeic­hen bemerkt, die Babyleiche vergraben. Der Ortsvorste­her fand sie nun. Gerichtsme­dizinische Untersuchu­ngen ergaben keinen gewaltsame­n Tod, laut Obduktion wäre der Säugling aber lebensfähi­g gewesen. Woran das Baby starb, ist ungeklärt

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Ermittler des Landeskrim­inalamtes NÖ bei der Tatortarbe­it im Bezirk Gänserndor­f
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Fundort der Baby-Leiche (l.); Anwalt W. Blaschitz (r.)

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