Heute - Oberösterreich Ausgabe
IS-Heimkehrer Oliver N.: „Ich wollte euch alle schlachten“
Ein Verblendeter wagt sich nun erstmals ins Scheinwerferlicht – bleibt dabei aber im Schatten: IS-Heimkehrer Oliver N. gab Puls 4 ein Interview – „Heute“sah die Doku (21.00 Uhr im TV) als einziges Medium vorab.
Einmal Dschihad und retour: Oliver N. ist 19, auf einem Auge blind, hat keine Milz mehr und nur noch eine Niere. Er trägt Jeans und Kappe, als er Puls-4-Reporterin Magdalena Punz in einem Abrisshaus das Interview gibt, das selbst der Sender Fox News aus den USA gerne gehabt hätte.
„Heute“sah die 50-minütige Dokumentation, die heute um 21.00 Uhr läuft, vorab.
Oliver N. erzählt unverblümt, wie er sich in einer Wiener Moschee zusehends radikalisiert hatte („Ich wollte schlachten“), irgendwann sogar seinen geliebten Hund („unrein“) hergab und sich in Syrien der Mörder-Bande IS anschloss.
Gänsehaut, als der frühere Lehrling schildert, wie vor seinen Augen Frauen und Babys ermordet, alte Leute ausgepeitscht wurden: „Ich wollte ein guter Muslim sein und lange nicht wahrhaben, in was ich da hineingeraten bin.“Dann der Sinneswandel: „Die größten Zweifel kamen mir, als ich gesehen habe, wie jemandem die Hand abgehackt wurde.“Ausstieg? Undenkbar. „Man kann nicht sagen: ‚Leute, ich hab keinen Bock mehr, tschüss.‘“
Bei einem Bombenangriff unweit seiner Wohnung in Raqqua kam Oliver N. 2015 beinahe um. Als er zwischen Leben und Tod schrammte, grübelte er: „Ich habe an Dinge gedacht, die ich noch gerne gemacht hätte. Geheiratet, Kinder bekommen.“Er stellte sich die Frage: „Komme ich ins Paradies? Waren meine Taten gut genug?“Unter dem Vorwand, sich in Istanbul behandeln zu lassen, schaffte er es nach Österreich, wo er zu 2,5 Jahren Haft verurteilt wurde. Heute ist er in Freiheit und hält Vorträge: „Ich will andere vor meinem Schicksal bewahren. Es ist schade, dass es passiert ist, aber ich habe es überlebt. Viele andere überleben es nicht.“