Nur Wind pfiff „Humphrey“Kern aus
I m schwarzen Trenchcoat zog Bundeskanzler Kern am 1. Mai am Wiener Rathausplatz ein. Wo vor einem Jahr der damalige Kanzler Faymann noch ausgepfiffen wurde, erntete sein Nachfolger Applaus. Die einzige Brise, die Kern entgegenwehte, war der eisige Westwind, der Montagfrüh durch die Stadt pfiff. Als der Kanzler nach dem Hausherrn, Bürgermeister Michael Häupl, ans Rednerpult ging, wehte ihm noch ein Windstoß die Unterlagen aus der Hand. „Ich weiß es eh auswendig“, mein- von Uta Hauft te Kern launig und sprach dann frei zu den rund 10.000 gekommenen Parteifreunden. Den Trenchcoat (im Stile von Humphrey Bogart) hatte er bereits abgelegt, denn nun blinzelte die Sonne hervor. Seine Kernbotschaften: ■ Nach parteiinternen Streitereien mahnte er Einigkeit und Solidarität in der SPÖ ein: „Der wah- re politische Gegner ist nicht in unseren Reihen zu suchen.“■ Keine vorgezogene Neuwahl, die würde „kein Problem lösen“. ■ Kampfansage an Strache: „Wir werden den Schlüssel zum Kanzleramt nicht den Blauen geben.“■ Zur Kritik der Sozialistischen Jugend (siehe Transparent unten): „Ich will gerne darüber mit euch diskutieren, lade euch ins Kanzleramt ein. Wir werden niemanden ausschließen, auch keine freche Jugendorganisation. Dann wäre ich heute auch nicht da.“ ■ 1.500 Euro Mindestlohn: „Es kann nicht sein, dass jemand 40 Stunden arbeitet, aber davon nicht leben kann. 300.000 Menschen im Land haben keine 1.500 Euro netto. Das wollen wir ändern.“