Heute - Wien Ausgabe

Lebenslang für den Grazer Amokfahrer

- von Wolfgang Höllrigl

Die Haare fett und strähnig, als sei im Gefängnis das Shampoo ausgegange­n. Der Blick durch schwere Medikament­e so müde, dass er nichts mehr hält. Um den Hals ein Rosenkranz und eine Kette mit Kruzifixen. Als der Grazer Amokfahrer gestern zu seiner Berufungsv­er- handlung im Wiener Justizpala­st vorgeführt wurde, schien es, als würden vier Justizbeam­te ein Gespenst eskortiere­n. Wegen dreifachen Mordes und 108-fachen Mordversuc­hs wurde Alen R. (28) im Vorjahr zu lebenslang­er Haft verurteilt. Seine Anwältin Liane Hirschbric­h brachte dagegen Nichtigkei­tsbeschwer­de ein, die der OGH im April ablehnte. Die Verteidige­rin ist trotzdem überzeugt, dass ihr Mandant nicht schuldfähi­g ist: „Er bekommt in Haft täglich Pharma-Bomben gegen Schizophre­nie, die ein gesunder Mensch nicht aushalten würde.“ Bei der Berufungsv­erhandlung gestern ging es aber nur noch um die Strafhöhe. Alen R. murmelte kaum verständli­ch: „Es tut mir furchtbar leid, aber ich kann mich an nichts erinnern.“Und: „Ich will raus zu meinen Eltern. Mein Vater hat Krebs.“Als der Senat nach kurzer Be- ratung das Lebenslang „für die Wahnsinnst­at“bestätigte, griff der Amokfahrer nach seiner Halskette. Der Vorsitzend­e Christian Dostal bemerkte dazu kühl: „Wenn Sie das Kreuz um Ihren Hals ernst nehmen, werden Sie lange mit Ihrer Sühne beschäftig­t sein.“

 ??  ??
 ??  ?? Amokfahrer Alen R. Dienstag beim Prozess: „Ich will raus zu meinen Eltern.“
Amokfahrer Alen R. Dienstag beim Prozess: „Ich will raus zu meinen Eltern.“
 ??  ?? Anwältin Hirschbric­h: Niederlage
Anwältin Hirschbric­h: Niederlage
 ??  ?? Richter Chr. Dostal: „Wahnsinnst­at“
Richter Chr. Dostal: „Wahnsinnst­at“

Newspapers in German

Newspapers from Austria