Lebenslang für den Grazer Amokfahrer
Die Haare fett und strähnig, als sei im Gefängnis das Shampoo ausgegangen. Der Blick durch schwere Medikamente so müde, dass er nichts mehr hält. Um den Hals ein Rosenkranz und eine Kette mit Kruzifixen. Als der Grazer Amokfahrer gestern zu seiner Berufungsver- handlung im Wiener Justizpalast vorgeführt wurde, schien es, als würden vier Justizbeamte ein Gespenst eskortieren. Wegen dreifachen Mordes und 108-fachen Mordversuchs wurde Alen R. (28) im Vorjahr zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Anwältin Liane Hirschbrich brachte dagegen Nichtigkeitsbeschwerde ein, die der OGH im April ablehnte. Die Verteidigerin ist trotzdem überzeugt, dass ihr Mandant nicht schuldfähig ist: „Er bekommt in Haft täglich Pharma-Bomben gegen Schizophrenie, die ein gesunder Mensch nicht aushalten würde.“ Bei der Berufungsverhandlung gestern ging es aber nur noch um die Strafhöhe. Alen R. murmelte kaum verständlich: „Es tut mir furchtbar leid, aber ich kann mich an nichts erinnern.“Und: „Ich will raus zu meinen Eltern. Mein Vater hat Krebs.“Als der Senat nach kurzer Be- ratung das Lebenslang „für die Wahnsinnstat“bestätigte, griff der Amokfahrer nach seiner Halskette. Der Vorsitzende Christian Dostal bemerkte dazu kühl: „Wenn Sie das Kreuz um Ihren Hals ernst nehmen, werden Sie lange mit Ihrer Sühne beschäftigt sein.“