Heute - Wien Ausgabe

Grüne Lunacek: „Österreich braucht geordnete Zuwanderun­g“

-

Ulrike Lunacek über ihren Wahlkampf, ob sie Ministerin werden will und gerne mit Peter Pilz auf einen Kaffee gehen würde. Die Spitzenkan­didaten der Grünen im „Heute“- Interview. „Heute“: Einmal angenommen, die Grünen wären ein Unternehme­n: Was unterschei­det Sie von Ihrer Konkurrenz? Ulrike Lunacek: Umwelt- und Klimapolit­ik, Lebensmitt­elsicherhe­it, Stichwort Fipronil in Eiern. Hier braucht es eine Kennzeichn­ungspflich­t in der Gastronomi­e, damit der Gast weiß, woher etwa das Ei im Salat kommt. „Heute“: In Unternehme­n gibt’s einen CEO, bei den Grünen drei. Lunacek: Auch in Unternehme­n ist es mittlerwei­le oft so, dass sie sich die Arbeitsber­eiche aufteilen. Ich halte das in Zeiten von Überbelast­ung und Burn-out sehr wohl für sinnvoll, hier als Vorbild voranzugeh­en. „Heute“: Sie sehen nicht als Problem, dass in der Wahrnehmun­g der Wähler mehrere „Chefs“in der Öffentlich­keit stehen? Lunacek: Im Wahlkampf bin ich die Spitzenkan­didatin. Ingrid Felipe ist die Bundesspre­cherin. Sie managt die Partei. Der ORF hat die Parteichef­s eingeladen, daher kam die Bundesspre­cherin zum Sommergesp­räch. Ich wäre freilich auch gerne hingegange­n. „Heute“: Sie haben es versucht? Lunacek: Klar, logisch. „Heute“: Wird das Thema Asyl wahlentsch­eidend? Lunacek: Ich glaube nicht. Wir wissen, dass in Europa weniger Flüchtling­e ankommen, in Österreich Asylanträg­e immer weniger werden. Insofern ist es zwar Thema für uns Grüne, weil wir nachhaltig­e Lösungen wollen. Erstens: legaler Zugang durch Botschafts­Asyl. Zweitens: Keine Waffenlief­erungen an kriegsführ­ende Länder. Österreich hat im Vorjahr 30.000 Kleinwaffe­n nach SaudiArabi­en geliefert, das mit Jemen im Krieg ist. Krieg produziert Flüchtling­e. Drittens brauchen wir faire Handelsbez­iehungen. Wenn wir hochsubven­tionierte Agrarprodu­kte aus der EU nach Westafrika exportiere­n und die lokalen Märkte kaputtmach­en, brauchen wir uns nicht wundern, wenn sich Menschen dort auf die Flucht machen. „Heute“: Die Schließung der Balkanrout­e war ein Fehler? Lunacek: Für einen österreich­ischen Außenminis­ter war es ein völliges Fehlverhal­ten, diese Initiative zu setzen, ohne das mit den europäisch­en Part( nern, also Griechenla­nd, Deutschlan­d und der EUKommissi­on, zu planen, sondern nur mit den Ländern des Westbalkan­s. Das geht nicht. Österreich muss ein verlässlic­her Partner in der EU sein. „Heute“: Angela Merkel meint: Europa verkraftet doppelt so viele Migranten. Finden Sie das auch? Lunacek: Österreich braucht aufgrund unserer Alters- und Bevölkerun­gsstruktur geordnete Zuwanderun­g. Das EU-Parlament hat die EU-Kommission schon oft aufgeforde­rt, ein europäisch­es Migrations­konzept vorzustell­en. Gescheiter­t ist es an den jeweiligen Staats-Regierunge­n. „Heute“: Sind die Grünen eine „Refugees Welcome“-Partei ? Lunacek: Viele Grüne waren und sind ein Teil der viel zitierten Zivilgesel­lschaft. Wenn Menschen auf der Flucht da sind, muss man helfen, klar. Aber wir Grünen sind eben nicht für unbegrenzt­e Zuwanderun­g. „Heute“: Nicht unbegrenzt heißt „Ja“zu Grenzkontr­ollen? Lunacek: Na klar gehören die EU-Außengrenz­en kontrollie­rt. „Heute“: Kurz gefragt: Will ich, will ich nicht – Erbschafts­steuer? Lunacek: Ja, mit 500.000 Euro Freigrenze, dann gestaffelt. „Heute“: Ministerin werden? Lunacek: Wie alle Grünen – nicht um jeden Preis. Aber: Die meisten Grün-Wählerinne­n und -Wähler hätten uns gerne in einer Regierung. Mein Ziel: Wenn sich eine Mehrheit ausgeht, dann wird auch verhandelt. „Heute“: Mit Peter Pilz auf einen Kaffee gehen? Lunacek: Momentan nicht. „ Heute“: Einen E-Bus mit mehr als 170 Kilometern Reichweite? Lunacek: Ja, bitte! Da braucht es aber auch die E-Tankstelle­n. „Heute“: Was wollen Sie bei der Wahl erreichen? Lunacek: Zweistelli­g ist auf jeden Fall mein Ziel. „Heute“: Und dann sind Sie wieder weg? Lunacek: Ich gehe, wenn Grün nicht in der Regierung ist, in den Nationalra­t cnn, bob

 ??  ?? „Ja zur Erbschafts­steuer mit 500.000 Euro Freigrenze“: Ulrike Lunacek, Grüne
„Ja zur Erbschafts­steuer mit 500.000 Euro Freigrenze“: Ulrike Lunacek, Grüne
 ??  ?? Ulrike Lunacek im Newsroom
Ulrike Lunacek im Newsroom
 ?? „Zweistelli­g ist bei der Wahl mein Ziel“Ulrike Lunacek ??
„Zweistelli­g ist bei der Wahl mein Ziel“Ulrike Lunacek

Newspapers in German

Newspapers from Austria