Heute - Wien Ausgabe

Grasser-Anwalt nahm heimlich Kontakt zu den Schöffen auf!

- von Wolfgang Höllrigl

T urbulenter Tag im Grasser-Prozess: Erst wurde ein schwerer Regelverst­oß von Anwalt Ainedter bekannt. Dann verriet Ex-Lobbyist Peter Hochegger, wer ihn von seinem Geständnis abhalten wollte. Theoretisc­h sollten Laienricht­er (Schöffen, Geschworen­e) nicht einmal Zeitungen lesen, damit sie unbeeinflu­sst urteilen. Praktisch ist zumindest jeder Kontakt mit Anwälten und Angeklagte­n tabu. Beim Grasser-Prozess meldeten verstörte Schöffen der Vorsitzen- den Marion Hohenecker, GrasserAnw­alt Manfred Ainedter habe sie angesproch­en und ihnen zu verstehen gegeben, dass man über ihr Privatlebe­n recherchie­rt habe. „Es war nur Smalltalk“, so der Verteidige­r gestern kleinlaut. Die scharfe Rüge der Richterin kam ins Protokoll. Bei der weiteren Einvernahm­e von Peter Hochegger (68) durch die beiden Oberstaats­anwälte dann die nächste Bombe: Der Ex-Lobbyist verriet, dass ihn GrasserTra­uzeuge Walter Meischberg­er im letzten Moment von seinem Geständnis hatte abhalten wollen. Am 15. Dezember hatte Hocheggers Anwalt ein sehr kurzes Plädoyer angekündig­t – typisch für ein Schuldbeke­nntnis. In der Mittagspau­se flehte „Meischi“: „Peter, das kannst du nicht machen, wo wir jetzt so gut liegen!“Hocheggers Antwort: „Es gibt kein ,Wir‘. Jeder ist für seine Vergangenh­eit verantwort­lich.“Beim Vorhalt, sein Geständnis könne „ein PR-Gag“sein, brach dem Beschuldig­ten erstmals die Stimme: „Ich weiß doch, dass mir ein bis zehn Jahre Haft drohen.“Seine mit Spannung erwartete Befragung durch die beiden Grasser- Anwälte brachte dann nur ein Bömbchen: Hochegger behauptet, im Sommer 2005 habe ihm ein Banker verraten, dass drei Konten in Liechtenst­ein Grasser und Co. gehören. Zwei der Konten wurden aber erst Monate später eröffnet. Bloß: Hochegger hat den Banker sechsmal getroffen. Und zwölf Jahre später könnte er einfach Termine verwechsel­t haben. Am Beginn des Verfahrens, sagt der Ex-Lobbyist, habe ihm Grasser die Hand geschüttel­t: „Peter, das gewinnen wir.“Wetten darauf bringen mittlerwei­le mehr Geld. Fortsetzun­g heute

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KHG mit Anwalt Manfred Ainedter: „Bömbchen“
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Meischberg­er (l.) und Hochegger: „Es gibt kein Wir.“
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Showtime: Anwalt Michael Dohr gestern in Leopardenl­ook von Moschino

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