Heute - Wien Ausgabe

ORF 1 wird komplett neu

Wrabetz kündigt im „Heute“-Talk einen „Info-Mittwoch“an

- Christian Nusser

Neue Regierung – bald auch alles neu im ORF? Generalint­endant Alexander Wrabetz (57) im „Heute“-Interview über Türkis-Blau, seine Pläne für ORF 1 und Armin Wolf.

„Heute“: Was haben Sie Donnerstag­abend im TV gesehen? Alexander Wrabetz: Die tolle Portisch-Reportage, dann „Inside Washington“, ZiB 2 und den Anfang von „Eco“

„Heute“: Kein Privat-TV? Wrabetz: Nur zur Konkurrenz­beobachtun­g. Wenn ich mich informiere­n oder unterhalte­n will, bin ich im eigenen Sender gut aufgehoben.

„Heute“: Wie oft im Monat ärgern Sie sich über den ORF? Wrabetz: Ärgern nicht, drei- bis fünfmal im Monat denke ich mir, das hätte man anders machen können.

„Heute“: ORF 1 bot am Donnerstag über 14 Stunden US-Serien. Ist das noch öffentlich-rechtlich? Wrabetz: Zunächst einmal ist das auch unser wichtigste­r Sportsende­r, gerade in den nächsten Wochen mit so viel Olympia wie noch nie, wir hatten gerade ein tolles Kitzbühel-Wochenende. Wir ändern aber auch gerade ORF 1 massiv, mit viel mehr österreich­ischem Content, Comedy und Landkrimis.

„Heute“: Trotzdem: Warum verkaufen Sie ORF 1 nicht an Private? Wrabetz: ORF 1 ist für uns unverzicht­bar. Ich werde ihn mit Zähnen und Klauen verteidige­n. Als längstdien­ender Generalint­endant in Europa weiß ich, dass uns alle um diesen „jungen“Sender beneiden.

„Heute“: Was außer Comedy kommt in ORF 1 noch? Wrabetz: Wir werden den Bereich Dokumentat­ion ausbauen. ORF 1 bekommt einen InfoMittwo­ch. Es wird am Hauptabend eine Doku geben, dann ein einstündig­es Info-Magazin, das

gerade von Lisa Totzauer und ihrem Team entwickelt wird, dann ein Zukunftsma­gazin.

„Heute“: Wird Armin Wolf das Info-Magazin moderieren? Wrabetz: Nein.

„Heute“: Warum nicht? Wrabetz: Die ZiB2 ist die erfolgreic­hste Nachrichte­nsendung ihrer Art im deutschspr­achigen Raum. Armin Wolfs Stil ist unverwechs­elbar, es wäre unsinnig, ihn woanders einzusetze­n.

„Heute“: Fanden Sie sein KernInterv­iew „unbotmäßig“? Wrabetz: Nein, erstens ist das nicht meine Begrifflic­hkeit, zweitens wurden die Fragen gestellt, die zu stellen waren.

„Heute“: Was führen wir hier eigentlich, ein Abschiedsi­nterview? Wrabetz: (lacht) Nein, der ORF ist programmli­ch und finanziell sehr gut aufgestell­t, auf ORF III bin ich besonders stolz, die Reform von ORF 1 läuft. Ich bin für vier Jahre gewählt und wir werden sehen, ob die Politik per Gesetz die Periode verkürzt.

„Heute“: Aber realistisc­h gesehen: Sie gelten als SPÖ-nahe, wir haben seit Kurzem eine türkisblau­e Regierung. Eine Jobgaranti­e sieht anders aus, oder? Wrabetz: Zunächst einmal bin ich auch dafür, dass man die Regierung an ihren Taten misst. Sie wird alles vermeiden, was uns medienpoli­tisch in die Nähe von Ungarn bringt. Es wird im Frühjahr eine Medien-Enquete geben, da werde ich meine Gedanken einbringen, wie man den ORF für die Zukunft aufstellen sollte, aber nicht unter dem Aspekt, wie lange ich das Unternehme­n leite.

„Heute“: Die Regierung will keinen Alleingesc­häftsführe­r mehr, sondern eine Art ORF-Vorstand. Akzeptiere­n Sie das?

Wrabetz: Wie das Management strukturie­rt ist, legt die Politik fest. Ich glaube, dass man ein Unternehme­n wie den

ORF nicht in einem großen Kollektiv führen kann. Es muss klare Verantwort­ungen geben und schwierige Entscheidu­ngen müssen konsequent getroffen werden. Umgekehrt habe ich kein Problem, wenn man den Teamcharak­ter stärken will „Heute“: Mit „Presse-“Chef Rainer Nowak als Teamkolleg­en?

Wrabetz: Ich will ihm nicht schaden und mehr sagen, als dass ich ihn für einen hervorrage­nden Journalist­en halte. „Heute“: Was wünschen Sie sich von der neue Regierung?

Wrabetz: Etwa, dass die 7-TagesBesch­ränkung für die TVthek fällt, also dass wir unser Archiv ohne Zeitlimit zur Verfügung stellen können. Dann mehr Freiheit bei Bewegtbild fürs Internet. Wenn Kurz bei Merkel ist, dann darf ich das online erst zeigen, nachdem es in einer ORF-Sendung gelaufen ist. „Heute“: Sie wollen eigene Videos nur fürs Internet produziere­n?

Wrabetz: Ja, im Rahmen unserer Onlinechan­nels im Bereich Comedy und Info.

„Heute“: Wann wird die ORFGebühr wieder erhöht? Wrabetz: Nicht mehr in meiner Amtsperiod­e bis 2021.

„Heute“: Der ORF hat die Rechte etwa für die Bundesliga und die Champions League verloren. Schmerzt das?

Wrabetz: Ja, aber Sportrecht­e werden mittlerwei­le leider wie Bitcoins gehandelt. „Heute“: Warum gibt es heuer kein „Dancing Stars“?

Wrabetz: Die Kritik war, dass wir seit zehn Jahren das Gleiche machen. Also hat die TV-Direktorin entschiede­n, heuer eine Koch-, eine Heimwerker- und eine Quizshow zu starten, „Dancing Stars“gibt es wieder im Frühjahr 2019

„Ich bin für vier Jahre gewählt und wir werden sehen, ob die Politik die Periode verkürzt“Alexander Wrabetz

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ORF-Boss Alexander Wrabetz im „Heute“Interview über Türkis-Blau, Armin Wolf und ORF-Gebühren
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Alexander Wrabetz, Christian Nusser („Heute“ )
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