Heute - Wien Ausgabe

Justiz zahlt Häftling Nacht im Hotel

■ Er reiste mit Zug allein zu Prozesster­min ■ Sogar Richterin staunte –

- Von Clemens Oistric

Sein Zimmer in Suben (OÖ) ist für fünf Jahre und neun Monate reserviert. Nun musste der wegen eines Raubüberfa­lls inhaftiert­e Elir A. (Name geändert) in Wien noch einmal gegen einen möglichen Mittäter aussagen. Vor Gericht überrascht­e der 28-Jährige.

„Wo sind denn Ihre Justizwach­ebeamten?“, fragte ihn die Richterin. Antwort: „Ich bin alleine gekommen.“Nachdem er alle Fragen zu dem Coup auf ein Wettbüro (er erbeutete 2012 circa 28.000 Euro) beantworte­t hatte, verblüffte der Häftling die Juristin erneut, denn er wollte nicht nur eine Zeitbestät­igung, sondern auch die Unterschri­ft für eine Spesenausz­ahlung. Hintergrun­d: „Ich habe im Hotel übernachte­t.“

Wie bitte? „Warum wurde der Mann nicht einfach für die Zeit seines Wien-Aufenthalt­s in der Justizanst­alt Josefstadt einquartie­rt“, raunten Gerichtski­ebitze. „Ich habe Freigänger­status. Hätte ich im Gefängnis übernachte­t, hätte das den Steuerzahl­er weit mehr als die 87 Euro für Zug und Hotel gekostet“, klärte Elir A auf. Der simple Hintergrun­d: „Ich arbeite untertags mittlerwei­le in einer Bäckerei. Abends kehre ich ins Freigänger­haus zurück. Da Straftäter von der Justiz nur einmal wöchentlic­h hin- und hertranspo­rtiert werden, wäre ich sieben Tage im Job ausgefalle­n. Das wollte ich nicht.“Von Häftlingen sparen lernen – eine witzige Episode …

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A. kam ohne Bewachung.
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Elir A. (28) fuhr von Suben (OÖ, Foto) nach Wien – und lehrt die Justiz das Sparen.

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