Leadership
Kanzler ist man immer. Ob man ins Parlament geht oder zum Opernball, zur UNO nach New York fliegt oder über einen Türstaffel. Ein Kanzler repräsentiert das Land, nach innen und nach außen, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wegducken ist nicht.
Daran ist zu erinnern, denn vor einer Woche platzte der NaziSkandal, und man gewinnt den Eindruck, die Regierung ignoriere die Dimension. Es ist anzuerkennen, dass Kurz die Vorgänge verurteilte, sich Strache in seiner Partei sehr weit vorwagte. Aber: Einen Großbrand löscht man nicht mit einem Fingerhut Wasser. Krisenmanagement ginge nämlich so:
■ Gemeinsamer Auftritt von Kanzler und Vize (Erwin Pröll hat recht, es betrifft beide). Botschaft: Problem erkannt, so schaut unser Lösungsplan aus, Entschuldigung.
■ Rücktritt des Verursachers (Wahlen sind? Na und?).
■ Einsetzen einer HistorikerKommission. Nicht irgendwann, sofort. Am besten sitzt der Leiter schon am Tisch. Und ja, er checkt alle Parteien, auch die SPÖ.
■ Zunageln des Vereinslokals nach der Hausdurchsuchung.
■ Nichts wird schöngeredet, relativiert, (v)erklärt.
In der Krise ist vom Kanzler Führung gefragt, okay, nennen wir es besser Leadership. Tweets zu schreiben, ist nicht Leadership.
Oder man findet das alles eh nicht so arg. Dann muss man natürlich gar nichts machen