Heute - Wien Ausgabe

„Ich dachte: Jetzt ist’s vorbei“

■ In Wienfluss weggespült, nun klagt Opfer an: ■ „Warum wurden wir so spät gewarnt?“

- Von Clemens Oistric

Die in einem finsteren Tunnel vom Wienfluss mitgerisse­nen Arbeiter haben nur mit Glück überlebt. In „Heute“erzählt einer der Männer: „Die Flut stieg blitzschne­ll an, und plötzlich saßen wir in der Falle.“

Als der Anruf kam, war es bereits zu spät. „Wir bohrten im Tunnel unter dem Schwarzenb­ergplatz, da hatte ich den Chef am Handy“, schildert Daniel

D. im „Heute“-Gespräch.

Was sein Vorgesetzt­er sagte? „Dass wir zusammenpa­cken sollen, da wegen eines heftigen Gewitters eine Schleuse geöffnet wurde.“Sekunden später spürte der Burgenländ­er schon einen Luftzug: „Und dann donnerte eine gewaltige Wasserwalz­e auf uns zu.“Die drei Männer reagierten blitzschne­ll: „Wir erkannten sofort, dass es kein Entkommen gibt, da es bis zum 400 Meter entfernten Ausgang viel zu weit war.“

Also kraxelten sie auf die Hebebühne des Lkw: „Wir haben den Motor gestartet und uns hinaufmanö­vriert. Doch nach einer Minute soff der Motor ab und das Wasser stieg unaufhörli­ch.“

Bald war der Pegelstand des sonst als Rinnsal dahinkriec­henden Wienflusse­s bei gut zwei Metern: „Wir haben selbst die Feuerwehr gerufen – und dann nur noch ums Überleben gekämpft.“

Der 27-Jährige fasste sich also ein Herz und sprang ab. Die Fluten rissen ihn sofort mit – ein 700 Meter langer Höllenritt war

die Folge, Ausgang ungewiss: „Natürlich hat man in so einer Situation unglaublic­he Angst. So etwas sieht man normalerwe­ise ja nur in Filmen. Als ein Pfeiler bedrohlich nahe kam, dachte ich: Jetzt ist es vorbei.“Bereits aus dem Tunnel gespült, sah er aus dem Augenwinke­l, dass Schaulusti­ge auf der Zollamtsbr­ücke Fotos machten: „Einige dirigierte­n aber auch die Einsatzkrä­fte. Ich krallte mich in den Steinfugen fest und sie retteten mich.“Während einer seiner Kollegen gestern noch im Spital behandelt wurde, war Daniel D. schon zu Hause – und konnte seine Freundin und seinen sechsjähri­gen Sohn glücklich in die Arme schließen. „Meine Geldbörse, mein Handy sind weg, mir sind nur blaue Flecken geblieben.“Und der Ärger: „Warum hat man uns drei dort unten vergessen, während sogar Radwege gesperrt wurden?“

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Sprang von Hebebühne ab: Daniel D., Sohn
 ??  ?? Dienstagna­cht holte die Feuerwehr die versunkene Hebebühne aus dem Wienfluss. Der Wienfluss riss drei Arbeiter (27, 38, 59), zwei Busse und eine Hebebühne mit.
Dienstagna­cht holte die Feuerwehr die versunkene Hebebühne aus dem Wienfluss. Der Wienfluss riss drei Arbeiter (27, 38, 59), zwei Busse und eine Hebebühne mit.
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Glücklich vereint: Daniel D. (27) mit seinem Sohn (6)

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