Kunst-Profi Gerald Matt schreibt für „Heute“Die letzten Tage, ergreifend irrwitzig!
Paulus Manker ist wohl einer der vielseitigsten und wichtigsten österreichischen Theatermenschen, ein begnadeter Film- und Theaterschauspieler, Regisseur und Autor. Er spielte für Regie-Größen wie OscarPreisträger Michael Haneke, Peter Zadek oder Luc Bondy. Er arbeitete an den wichtigsten deutschsprachigen Bühnen, darunter an Spitzentheatern wie Hamburgs Schauspielhaus oder der Wiener Burg. Dennoch verwarf er Karriere und Sicherheit eines fixen Ensembles und zog es vor, „sein Theater“zu machen. Dieser Entscheidung verdanken wir großartige und neue Formen theatralen Erlebens, von der international erfolgreichen „ Alma – A Show Biz ans Ende“(seit der Premiere 1995 im Sanatorium Purkersdorf begeisterte sie mehr als 100.000 Menschen auf drei Kontinenten) bis zum von Manker inszenierten und geschriebenen Simultan-Drama „Wagnerdämmerung“.
Nun brilliert er wieder eindrücklich mit der Aufführung seiner „Die letzten Tage der Menschheit“des österreichischen Dichters und „Fackel“- Herausgebers Karl Kraus. Kraus schuf mit der Tragödie eine brillante Realsatire auf die Menschenverachtung und Absurdität des Krieges. Schonungslos rechnete er dabei mit adeligen Kriegstreibern, geldgierigen Kriegsgewinnlern und journalistischen Phrasendreschern ab, die fern der Front feig ihre zynischen Geschäfte machen. Nach seinem Riesenerfolg „ Alma“macht Manker nun auch das als nicht aufführbar geltende Anti-Kriegsdrama zum großen Erlebnis: grandios die Inszenierung und die Akteure. Theater, Oper, Konzert, Groteske – Mankers Polydrama lässt künstlerische Grenzen hinter sich. Passend der Ort, die Serbenhalle in Wiener Neustadt, eine alte, verwunschene Waffenfabrik; spannend und mitreißend der Parcours durch wechselnde Szenen und Räume.
Doch Manker macht nicht nur mit künstlerischen Leistungen von sich reden, er war und ist auch für manchen Skandal gut. Mit ihm ist nicht immer gut Kirschen essen, wissen die Journalisten, was ihm das Image eines Enfant terrible einbrachte. Jedenfalls ist er ein kritischer Geist, dem aufgeblasene, dumme Autorität zuwider ist, der stets Stellung für die Kunst, das Unbequeme und Besondere bezog und immer wieder die Politik kritisierte. Paulus Manker, Gratulation