Heute - Wien Ausgabe

Frau gewürgt, bis sie sich tot stellte: Verliebtes Opfer holte Täter aus Häf’n

- Von Clemens Oistric

Auf Netflix sorgt derzeit die Serie „The Fall“für kriminell spannenden Nervenkitz­el. Ein Serientäte­r, der immer denselben Frauentyp brutalst würgt, gibt dort der Ermittleri­n Rätsel auf.

Wer gestern am Wiener Landesgeri­cht mit ähnlich gelagertem Stoff rechnete, wurde enttäuscht. Dabei las sich das Drehbuch – pardon, die Anklagesch­rift – ähnlich: Ende Mai raste die Polizei nächtens in eine Wohnung in Wien-Penzing. Eine Frau (53) hatte den Notruf gewählt – und hernach eine erschütter­nde Aussage gemacht: „Mein Freund hat mich im Streit so lange gewürgt, bis ich mich tot gestellt habe – erst dann hat er von mir abgelassen. Er wollte mich umbringen.“Die Beamten nahmen die Angaben des Opfers ernst und ermittelte­n wegen Mordverdac­hts. Markus B. (43, Name geändert) kam in U-Haft.

Was dann passierte, erstaunt: Tage nach dem feuchtfröh­lichen Abend (der Würger hatte 2,9 Promille, seine Freundin nur um Nuancen weniger) engagierte das Opfer Anwalt Andreas Strobl für den Peiniger, um ihn aus dem Gefängnis zu holen. Bei der Polizei schilderte sie in einer zweiten Einvernahm­e die Tatnacht völlig anders. Blöd nur, dass Gerichtsme­diziner Reiter in der Zwischenze­it heftige Würgemale an ihrem Hals diagnostiz­iert hatte.

„Wir sind halt ins Rangeln gekommen. So verletzen wollte er mich nicht. Das mit dem Umbringen habe ich aus Zorn und Wut gesagt“, meinte sie gestern. Und der Angeklagte: „Es tut mir leid. Sie war eifersücht­ig, ich wollte sie beruhigen. Ich kann mir nicht erklären, warum ich sie würgte.“Möglicherw­eise trug der reichlich konsumiert­e Alkohol („sicher 15 Bier“) dazu bei. Richter Marc Farkas strafte mit Augenmaß. 18 Monate bedingt. Dann gingen die beiden zweisam nach Hause.

Im Würgegriff der Liebe

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Anwalt Andreas Strobl; Netflix-Hit
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