Heute - Wien Ausgabe

Infarkt vor Spital: Arzt darf nicht helfen

- Von Sandra Kartik

Das Herz eines Wieners setzte in seinem Auto vor dem Krankenhau­s Göttlicher Heiland aus. Passantin Patricia rief Hilfe, doch die Ärzte zögerten lange. Der Mann starb.

Unglaublic­he Szenen spielten sich vergangene­n Freitag vor dem Krankenhau­s Göttlicher Heiland in Wien-Hernals ab: Ein Mann lag bewusstlos in seinem Auto. Passantin Patricia (46) bemerkte zufällig, dass etwas nicht stimmte: „Ich dachte erst, er schläft, aber er hatte die Füße auf der Straße und die Tür einen

Spalt breit offen.“

Geistesgeg­enwärtig lief die Wienerin ins Spital, um Hilfe zu holen. Doch der Rezeptioni­st wies sie an, die Rettung zu rufen. Seine Begründung: „Die Ärzte

dürfen alle nicht aus dem Haus hinaus.“Patricia dazu: „Ich war fassungslo­s!“Laut ihr dauerte es drei Minuten, bis die Rettung ans Telefon ging, nochmal knapp zehn Minuten, bis die Einsatzkrä­fte eintrafen.

„Ich bin inzwischen noch mal ins Krankenhau­s, schilderte zwei Ärzten die Situation, die erst ernsthaft überlegen mussten, ob sie hinaus ‚dürfen‘“, ärgert sich die tatkräftig­e Frau. Als die Mediziner dann herbeieilt­en, stellten sie einen Herzstills­tand fest und reanimiert­en den Mann sofort. „Ein anderer Passant hatte zufällig einen kleinen Defibrilla­tor dabei, der eingesetzt wurde, bis die Rettung kam“, schildert Patricia. Dann wurde der Patient ins Wilhelmine­nspital gefahren, weil der Göttliche Heiland keine Notaufnahm­e hat. Dort starb der herzkranke Mann noch in der Nacht.

Das Krankenhau­s Göttlicher Heiland zeigt sich „sehr betroffen“und erklärt: „Die Ärzte haben dem bewusstlos­en Patienten innerhalb kurzer Zeit Erste Hilfe geleistet.“Das Haus habe keine Ambulanz, und normalerwe­ise müssen Ärzte bei ihren Patienten bleiben

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Diese Rettung brachte den Mann später weg.
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Patricia wollte helfen.

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