Heute - Wien Ausgabe

„Mein Leben war immer ein Kampf“

- Von Martin Huber

Seit 1988 war kein rot-weiß-roter Boxer bei Olympia! Damals ging Biko Botowamung­o k. o. Nach vielen Tiefschläg­en warten die Fans auf den Aufwärtsha­ken: Der Wiener Umar Dzambekov hat das Zeug dazu.

„Ich will Geschichte schreiben“, sagt Umar Dzambekov „Heute“. „Seit es eine Quali für Boxer gibt, war kein Österreich­er mehr bei Olympia.“2020 in Tokio soll alles anders sein. Wie stark er ist, zeigte der 21-Jährige am Sonntag bei der BOX-WM in Jekaterinb­urg: zweiter Sieg – damit unter den Top 16.

Seinen Vorgänger Biko Botowamung­o traf Umar einmal – als Elfjährige­r. Einen Satz vergisst er nie: „Biko erzählte, wie er mit Mike Tyson sparrte. Der jammerte, weil ihm die Schläge zu hart waren.“

Umar schmunzelt, selbst spuckt er nie große Töne. „Mein Leben war immer ein Kampf“, sagt er. „Daher kommt mein Biss.“Mit vier Jahren flüchtete er vor dem Krieg. „Ich erlebte, wie Soldaten in unser Haus kamen und stahlen – sogar die Box-handschuhe.“

In Österreich wird er glücklich. „Obwohl mich andere Kinder am Anfang wie einen Alien anschauten.“Nutella und Fischstäbc­hen sind seine ersten Erinnerung­en an die neue Heimat. In einem halben Jahr lernt er Deutsch. „Dank der Gummibären­bande im Fernsehen.“Umar macht Judo, er wird Staatsmeis­ter im Gewichtheb­en, sein Papa bringt ihn zum Boxen. „Ich habe immer nur trainiert“, sagt er. „Ich bin dankbar, will etwas zurückgebe­n, Österreich im Boxen wieder einen Namen machen.“Die Olympia-quali steigt im März in London. „Da muss ich unter die Top 6, das ist machbar.“Vorher will er bei der WM noch zuschlagen. „Ich lerne lieber aus Siegen als aus Niederlage­n.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria