Heute - Wien Ausgabe

Ex mit Handykabel fast erwürgt: „Er ist halt ein Wutbürger …“

- Von Clemens Oistric

Einer Schulklass­e offenbarte sich vor Gericht gestern die unglaublic­he Geschichte eines Hochstaple­rs, der tief fiel: Weil er seine Ex-freundin mit einem Kabel gewürgt haben soll, fasste er fast 14 Jahre Haft aus.

Wie beschreibt man den „Wutbürger“und „Querulante­n“(Zitat Anwalt Philipp Wolm und Psychiater Peter Hoffmann) Ingenieur Valentin Z. am treffendst­en? Am besten mit seiner eigenen Antwort

auf die Frage des Staatsanwa­lts, wann er sich denn von Freundin Silvia getrennt habe: „Am 18.10. um 11.31 Uhr und wenigen Sekunden.“Auch sonst erging sich der 58-Jährige in lähmenden Details, wühlte in Aktenberge­n und warf mit Ordnungsnu­mmern aus dem Ermittlung­sakt um sich.

„Interessie­rt mich nicht“, „Antworten Sie einfach auf meine Frage“, „Das ist eine Ja-/nein-antwort“– der zusehends genervte Richter Andreas Böhm hätte diese Stehsätze gestern auf Band aufzeichne­n sollen, um die Stimme zu schonen. Dabei ist die Vorgeschic­hte eigentlich flott erzählt: Nach dem Laufpass soll Valentin Z. seine Ex-partnerin in deren Wiener Wohnung in Rage mit einem Handykabel und einem

Tuch gewürgt und ihr gedroht haben: „Zuerst gehst du und dann ich.“Laut Anklage flüchtete sich das Opfer zu Nachbarn.

Valentin Z. sah das gestern diametral anders: „Ich habe die Frau nicht angegriffe­n, sie lügt.“Worum es ihr denn gehen könnte, möchte Herr Rat wissen. „Sie will viel Geld und nix arbeiten.“Wie denn bei ihm, dem Pleitier und Hochstaple­r, der zuletzt in einem gestohlene­n Auto gelebt hatte, etwas zu holen gewesen sein soll? „Ich habe genug Geld.“Wo? „Im Ausland?“Staatsanwa­lt Martin Ortner lässt nicht locker: „Das ist groß. In welchem Ausland denn?“Ungewohnt unkonkrete Antwort: „In mehreren.“Ortners Verdacht: „Er imaginiert das Leben seines Bruders.“Der ist in Dubai tatsächlic­h dick im Geschäft.

„Er ist halt ein Querulant und Wutbürger, aber kein Mörder“, hielt Anwalt Wolm dagegen. Das sahen die Geschworen­en anders. Das (nicht rechtskräf­tige) Urteil: 13 Jahre, zehn Monate (und wenige Sekunden?) Haft wegen Mordversuc­hs

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Anwalt Philipp Wolm

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