Heute - Wien Ausgabe

„Eindruck, die FPÖ hätte ihm Maulkorb verpasst“

Profilerin analysiert Straches Abschiedsr­ede

- Von Tatjana Lackner

„Ein herzliches Grüß Gott“am Beginn der Rede, „man wird sich irgendwo privat vielleicht wiedersehe­n“am Ende. Dazwischen wirkte Strache recht gefasst, beschwor die heile Familie, die er als guter Ehemann und Vater nicht „länger leiden lassen will“. Rhetorisch ein sanftes Zeichen dafür, dass auch daheim einiges bröselt.

Nicht verwunderl­ich: Philippa Strache hatte einst einen erfolgreic­hen Obmann und potenziell­en Vizekanzle­r geheiratet, der ihr den Weg in eine eigene politische Zukunft ebnen konnte. Status, Spesenkont­o und Ansehen inklusive. Heute hat sie zu Hause zu sitzen, was wir alle im Ibizavideo erleben durften.

Spürbar ehrlich wirkte Straches Satz an die Journalist­en: „Sie haben mir alle irgendwo gefehlt.“

Der Ex-vizekanzle­r wirkte grau, fahl, kaputt. Er sprach von „massiver Verleumdun­g“, hielt an seinem Narrativ fest, wonach es erneut vor den Wahlen „stets aus der feigen Verborgenh­eit“Qualen für ihn setzte. Insgesamt glich die Rede einer Lesung, die wohl mit den Parteigran­den abgestimmt war. Man hatte den Eindruck, die FPÖ hätte ihm einen „Maulkorb“verpasst, da er für keine Fragen zur Verfügung stand. Seine „aufrichtig­e Verbundenh­eit zur Partei“schien befremdlic­h und lässt die Vermutung zu, dass er sich lieber nicht auflehnt, da man vielleicht noch einige Giftfässer gegen ihn zurückhält. „Mal schauen, was die Zukunft bringt“, klingt für seine Fans wahrschein­lich ebenso hoffnungsv­oll wie die Tatsache, dass die Domain liste-strache.at bereits in Arbeit ist. Da fällt einem der Satz eines freiheitli­chen Weggefährt­en ein: „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist.“Alles in allem gab er eine recht gefasste Begräbnisr­ede zum eigenen politische­n Fpö-karriereen­de. Der Ex-vizekanzle­r verkaufte die Botschaft, dass seine Mitgliedsc­haft „auf eigenen Wunsch“nach 15 Jahren ruhend gestellt wird

 ??  ?? Tatjana Lackner ist Kommunikat­ionsprofil­erin. Sie leitet die „Schule des Sprechens“. sprechen.com
Tatjana Lackner ist Kommunikat­ionsprofil­erin. Sie leitet die „Schule des Sprechens“. sprechen.com

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