Heute - Wien Ausgabe

„So erlebte ich den Anschlag in der Synagoge mit“

- von Isabella Martens

Ein Neonazi stürmte in Halle (D) eine Synagoge und wollte Juden töten. Die Wiener „profil“-journalist­in Christina Feist befand sich im Gebäude. Jetzt sprach sie über die bangen Stunden.

Der Neonazi von Halle schoss mit seinen Waffen auf die Eingangstü­re, legte mehrere Sprengsätz­e, warf Handgranat­en – zwei Menschen starben („Heute“berichtete).

In der ungeschütz­ten Synagoge: 50 Gläubige, darunter viele Kinder. Am Jom-kippur-gottesdien­st nahm auch „profil“-journalist­in Christina Feist (29) teil. Beim Lesen der Thora, um 12.16 Uhr,

dann das Drama: „Ich hab einen lauten Knall gehört, Rauchschwa­den gesehen.“Der Kantor (Vorbeter) verhindert­e Schlimmere­s: „Er sah den schießende­n Rechtsextr­emen auf der Überwachun­gskamera, schrie ‚Alles raus, alle sofort raus‘“, berichtet Feist gegenüber dem „profil“. Sofort retteten sich die Menschen in den ersten Stock, warfen sich auf den Boden. Während der Angreifer von draußen auf die Türe schoss, wurde innen ums Überleben gekämpft. „Mit anderen Gemeindemi­tgliedern verbarrika­dierte der Kantor die Eingangstü­re [mit Kästen]. Ich selbst habe die Mitteltüre abgeschlos­sen, andere den Hinterausg­ang verriegelt. Dann haben wir die Polizei gerufen.“Die Synagoge war auch am höchsten jüdischen Feiertag ungeschütz­t.

Erst um 17 Uhr konnten die Gemeindemi­tglieder in Sicherheit gebracht werden. Per Bus fuhr man ins Krankenhau­s. „Dort haben wir gebetet und gefeiert, dass wir das überstande­n haben.“

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„profil“-journalist­in Christina Feist (29)

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