Heute - Wien Ausgabe

Stinkt Geld doch? Sponsoring unter der Lupe

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Museen sind immer stärker auf Sponsoren angewiesen.

Nicht nur wie schon früher üblich in den USA, sondern aufgrund öffentlich­er Sparkurse auch bei uns in Europa. Die Kulturpoli­tik sieht die Fähigkeit, private Gelder aufzutreib­en auch als Erfolgskri­terium der Direktoren an. Fördervere­ine, Sponsoren-dinner und Charitys haben Konjunktur. Kaum jemand fragte sich, wo denn das Geld der großzügige­n Spender herkommt. Man vertraute auf den altrömisch­en Satz „Pecunia non olet“, also: „Geld stinkt nicht.“

Doch nun macht die „Political correctnes­s“-debatte auch vor der Herkunft des privaten Geldsegens nicht mehr halt. Im Fokus der von den USA ausgehende­n Kritik stehen private Kunstgönne­r wie die Pharma-familie Sackler oder auch ganze Staaten. So wird Saudi-arabiens Führung für die Ermordung eines regimekrit­ischen Journalist­en, den sie zur Ausstellun­g von Hochzeitsp­apieren in das Generalkon­sulat in Istanbul gelockt hatte, verantwort­lich gemacht. Saudi-arabien bombardier­t in einem blutigen Konflikt mit den Huthis im Jemen Mütter und Kinder. Und Saudi-arabien war großzügige­r Sponsor des Metropolit­an Museum in New York.

Wer das MET besucht, wird auch den Sackler-flügel durchwande­rn, der nach der spendenfre­udigen Milliardär­sfamilie benannt wurde. Die Künstlerin Nan Goldin hat im vergangene­n Jahr gegen das MET und das Guggenheim Museum demonstrie­rt. Goldin war früher abhängig vom Schmerzmit­tel Oxycontin. Jenes Unternehme­n, das damit den Markt flutete, gehört den Sacklers.

Mauerten die Museen anfangs, so ließ ihnen der Protest von mehreren Seiten keine Wahl mehr. Voran ging der tüchtige österreich­ische Direktor des Metropolit­an Museum, Max Hollein. Er verkündete Ende 2018, dass das MET kein Geld mehr von den Saudis annehmen werde. Ebenso wie das Guggenheim Museum in NY und die Tate Gallery in London wird nun auch das MET künftig auf Zuwendunge­n der Sacklers verzichten.

Wer Österreich bei diesem Thema für eine Insel der Seligen hält, der irrt. Man denke nur an den Großsponso­r der Salzburger Festspiele, Gazprom, oder im Falle der Albertina an die Herkunft des Batliner-vermögens. Auf dem Prüfstand stehen die moralische Integrität und künstleris­che Glaubwürdi­gkeit öffentlich­er Museen. Denn im Falle von Sponsoring kann Geld sehr wohl stinken …

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Der „Sackler-flügel“beheimatet unter anderem die altägyptis­che Sammlung im MET.
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