Heute - Wien Ausgabe

Diplomaten-bruder löste neben toter Mutter Kreuzwortr­ätsel

- Von Joachim Lielacher

Ein Ex-fahrschull­ehrer (56) hat im Sommer seine Mutter (80) getötet und dann seelenruhi­g am PC gezockt und Kreuzwortr­ätsel geknackt. Morgen steht er in Eisenstadt vor einem Schwurgeri­cht.

Ein nichtiger Anlass reichte für eine Explosion. Im Streit um einen Bohrer tötete ein Steirer im Sommer im Burgenland laut Anklage seine Mutter. Die Beziehung zur 80-Jährigen war stets schwierig: Während der Bruder als Diplomat in Asien Star der Familie war, boxte sich der gebürtige Leobner als Fahrlehrer und Busfahrer durchs Leben.

2019 verlor der 56-Jährige den Führersche­in wegen Alkohol und somit seine Dienststel­le. Anfang 2020 zog der Arbeitslos­e in die Villa seines Bruders und sollte dort seiner Mama bei der Renovierun­g des Gebäudes helfen. Am 15. Juli schickte der 56-Jährige seine Mutter zum Baumarkt, um eine Bohrmaschi­ne zu holen, doch statt zu arbeiten, trank er lieber Bier.

Am Abend kam es zum Streit, die Mutter soll ihn „arbeitssch­eues Gesindel“genannt haben. Während die Mutter lästerte, stand der 56-Jährige auf, holte das größte Küchenmess­er aus der Lade und schnitt ihr von hinten die Kehle durch. Dann soll er ihr beim Verbluten zugesehen haben, sie ächzte noch laut Anklage: „Lass mich leben!“

Den nächsten Tag verbrachte er neben der Leiche mit Computersp­ielen, Kreuzwortr­ätseln und Alkohol. Erst der besorgte Vorzeigeso­hn schlug Alarm und schickte eine Bekannte vorbei. Der Steirer öffnete die Türe: „Ich habe gestern meine Mutter erstochen, es kommt jede Hilfe zu spät. Hast Feuer?“Sie rief die Polizei, er wurde festgenomm­en. Ein Alkotest ergab 1,78 Promille.

Morgen wird sich der Angeklagte tatsacheng­eständig zeigen: „Er war in einer Ausnahmesi­tuation, es brach alles aus ihm heraus“, so Anwältin Astrid Wagner. Es droht lebenslang­e Haft, die Unschuldsv­ermutung gilt

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