360 € Parkstrafe für Sanitäter – bei Einsatz!
■ Rettungsauto drehte auf Wiener Privatparkplatz um, dann kam Anwaltsbrief
Bei einem Einsatz in der Donaustadt drehten Sanitäter des Samariterbunds auf einem Privat-parkplatz kurz um. Der Betreiber filmte sie, fordert nun 360 Euro Strafe wegen Besitzstörung!
Ein Parkplatz-betreiber in der Eduard-matras-gasse 5 (Donaustadt) ist für Besitzstörungsstrafen bekannt. Auf Google Maps ist die Abstellfläche als „Privat-falle für Autofahrer“markiert. Jedes noch so kurze Befahren wird sofort geahndet – wir berichteten.
Der Stellplatz liegt in einer Sackgasse, wird videoüberwacht. Einen Schranken gibt es nicht. „Eine gute Geldquelle“, findet Samariterbund-sprecherin
Karola Binder. Am 21. Juni tappte ein Team des Samariterbunds in die Falle. Die Helfer hatten einen Einsatz in der Gasse, waren mit Blaulicht unterwegs.
„Eine Dame ist gestürzt und hatte vermutlich eine Schenkelhalsfraktur. Die Mannschaft musste sogar den Bettenintensivtransporter der Berufsrettung Wien nachfordern“, erzählt Binder. „In der Sackgasse war ein Zurückschieben nur schwer möglich, deshalb haben wir auf dem Parkplatz umgedreht. Das dauerte weniger als eine Minute“, so eine Sanitäterin, die dabei war.
Dennoch flatterte dem Samariterbund eine Klagsdrohung ins Haus mit der Aufforderung, 360 Euro Strafe wegen Besitzstörung zu bezahlen. „Am 21.06.2021, 11:24 Uhr, erfolgte fotografisch dokumentiert das eigenmächtige und unrechtmäßige Befahren“, schreibt der Anwalt des Betreibers an den Samariterbund – für
„Heute“war er nicht erreichbar.
„Darin ist zweifelsfrei eine Besitzstörung zu erblicken.“Vor Gericht wird der Parkplatzbetreiber wohl einfahren: Bloßes Wenden sei oft zu wenig für eine Besitzstörung, erklärt Öamtc-verkehrsjurist Nikolaus Authried. Ein Rettungsfahrzeug im Einsatz dürfe den Parkplatz befahren.
„Wir werden nicht bezahlen“, ärgert sich Binder. „Sanitäter bei einem Einsatz abzustrafen, ist wirklich eine Frechheit!“