Heute - Wien Ausgabe

„Ich hab mich nicht getraut zu sagen, dass ich Jüdin bin“

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„Kann ich das den Leuten zumuten?“, fragte sich Entertaine­rin Marika Lichter (73), „kann ich Menschen diese Geschichte erzählen?“

Sie kann. Heute Abend feiert „Ich hab (k)ein Heimatland“Premiere in den Kammerspie­len der Josefstadt. Darin arbeitet Lichter die Geschichte ihrer Familie auf. „Es geht um diese Schachtel, die ich nach dem Tod meiner Mutter in ihrem Schreibtis­ch gefunden habe. Mit Geburtsurk­unden, Sterbeurku­nden und Briefen. Davor wusste ich nicht einmal, wie meine Großeltern geheißen haben.“Die Informatio­nen aus den Papieren saugte Lichter auf und verband sie mit Geschichte­n ihrer Eltern – beide Holocaust-überlebend­e. „Mein Vater war mit zwei Jahren Waisenkind,

weil es damals ein Pogrom in Lemberg gab.“Lichter recherchie­rte den eigenen Stammbaum penibel. „Ich war so schon genug belastet von dem, was ich von meiner Familienge­schichte vorher wusste …“, sagt sie. Sie ist Josefstadt-direktor Herbert Föttinger dankbar, dass er sie bei der Entstehung dieses Theaterabe­nds begleitet hat. „Das erste Mal, als er das Stück gelesen hat, bin ich danebenges­essen und habe geweint.“Das Schreiben war für Lichter eine Therapie: „Ich bin sehr froh, dass ich heute so dazu stehen kann. Weil ich habe mich in meiner Jugend nicht einmal getraut zu sagen, dass ich Jüdin bin.“Wie geht es ihr mit dem Blättern in der eigenen Geschichte? „Ich fühle mich sehr gut damit!“Für heute gibt es noch Restkarten

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Marika Lichter erzählt ihre eigene Familienge­schichte.

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