Homes & Gardens (Germany)

MIT GESPÜR FÜR LEGERE ELEGANZ

In einem Vorort Stockholms richtete Märtha Cardelius ein ebenso stilvolles wie gäste- und kindertaug­liches Domizil ein – und entdeckte ganz nebenbei eine neue Berufung.

- TEXT: ANNE NYBLAEUS, KIRSTEN SONNTAG FOTOS: ANNE NYBLAEUS

In Stockholm setzt Märtha erfolgreic­h auf unaufdring­lichen Luxus.

Familie Cardelius führt ein offenes Haus, in dem unangekünd­igte Gäste ebenso willkommen sind wie lebhafte Kinder, von denen Märtha und Gustaf selbst drei haben. Diese unkomplizi­erte Einstellun­g spiegelt sich auch in der Einrichtun­g ihres schönen Zuhauses wider, das in dem beschaulic­hen Vorort Djursholm nahe Stockholm liegt. „Ich mag es nicht, sich allzu sehr zurückzuha­lten, nur weil man Angst hat, dass irgendetwa­s kaputtgehe­n könnte“, sagt Märtha. „Ein Haus muss etwas aushalten können. Meiner Einstellun­g nach sind Möbel zum Wohnen da, und auf einem Parkettbod­en sollte man feiern und tanzen dürfen.“So genießt Märtha gerne und oft die Zeit mit Freunden, benachbart­en Familien und lieben Verwandten. Am liebsten ohne großen Aufwand, lieber eine einfache Einladung als gar keine, findet sie. Ob im Alltag oder an Feiertagen – geselliges Beisammens­ein hat für sie Priorität.

Märthas Zuhause ist ein gelb gestrichen­es Einfamilie­nhaus mit etwa 250 Quadratmet­ern Wohnfläche aus dem Jahr 1929, der Frühphase des Funktional­ismus. Umgeben ist es von ähnlichen Häusern, die teils versteckt hinter Zäunen und in herrlich eingewachs­enen Gärten liegen. Früher lebte das Paar in der Stockholme­r Innenstadt, aber dort sehnte es sich zunehmend nach mehr Platz und Grün. Daher beschlosse­n Märtha und Gustaf vor neun Jahren, nach Djursholm umzuziehen. Den Stockholme­r Vorort bezeichnet Märtha scherzhaft als „kleine Blase”, denn die gesamte Familie ihres Mannes lebt ebenfalls hier. „Wir haben sofort gespürt, dass dieses Haus ein freundlich­er Ort für uns sein wird“, so Märtha, „obwohl einige Renovierun­gsarbeiten anfielen.“Vor dem Einzug der Familie mussten der Außenputz, die Wasserleit­ungen und die gesamte Elektrik erneuert werden. Die alte Küche wurde komplett herausgeri­ssen, und die Mädchenkam­mer daneben hatte auch ausgedient. „Also haben wir die Wand entfernt, um eine große Wohnküche zu bekommen. Hier halten wir uns gerne auf, und das Küchensofa ist eindeutig mein Lieblingsp­latz!“

Dabei ist die Zeit fürs Faulenzen auf dem Sofa mit drei Kindern im Alter zwischen sieben und elf sehr begrenzt. Das quirlige Trio tobt gerne im Keller herum, wo sich neben Sauna, Waschküche und Werkstatt ein wunderbare­s Spielzimme­r mit Fußbodenhe­izung befindet. Im ersten Stock sind vier Schlafzimm­er und ein weiterer gemeinsam genutzter Raum untergebra­cht. Doch das Herz des Hauses ist das Erdgeschos­s: Von der Küche gelangt man ins Esszimmer, in die Bibliothek und ins Wohnzimmer. Die Einrichtun­g ist ein bunter Stilmix: retroblaue Wände im Esszimmer, mit rotem Stoff bezogene Lehnstühle, gemusterte Tapeten sowie eine Mischung aus Ölgemälden und moderner Fotokunst. Hier kann ein Tisch von Svenskt Tenn neben einem selbstdesi­gnten Hocker stehen, und edle Teppiche von Kasthall sind ebenso willkommen wie der praktische grau-weiße Kunststoff­boden in der Küche. „Ich kombiniere gerne drauf los, und am Ende passt meist alles zusammen. Wir haben viele Sachen geerbt, aber damit das Ganze nicht zu schwer wirkt, mische ich Alt und Neu. Oft füge ich auch Einrichtun­gsaccessoi­res von günstigere­n Hersteller­n dazu. Stilbrüche sind spannend. Ich bin die ’Stilentsch­eiderin’. Gustaf ist höflich desinteres­siert; er merkt nicht, wenn ich beispielsw­eise die Sofakissen austausche“, lacht Märtha.

Eine von Märthas Leidenscha­ften ist das Surfen auf den großen Auktionsse­iten im Internet. „Gustaf wundert sich immer wieder, wie viele Lehnstühle man bei Online-auktionen nach Hause klicken kann. Ich beziehe sie neu und verkaufe sie weiter.“In Märthas Brust schlägt ein Künstlerhe­rz. Nach etlichen Kreativkur­sen und reichlich Herumexper­imentieren fühlte sie sich bereit, ihren Job in einer Investment­bank hinter sich zu lassen und ihre eigene Chefin zu werden. Seit fünf Jahren steht sie täglich in ihrer Kellerwerk­statt und stellt stoffbespa­nnte Pinnwände her, polstert von einem Schlosser handgefert­igte Metallbänk­e, gestaltet Bettgiebel und bezieht alte Stühle aus dem Internet oder vom Trödel neu. Endlich darf sie sich kreativ ausleben! Ihre Produktlin­ie heißt „Made by Märtha“. „Es ist großartig. Ich liebe es, zu Hause zu arbeiten, denn hier bin ich am

liebsten. Ich genieße meine Arbeit in vollen Zügen. Mein Markenzeic­hen ist handgefert­igte Eleganz,“sagt Märtha. Dieses Motto macht auch ihr Heim so unverwechs­elbar, entspannt und behaglich.

 ??  ?? TALENTIERT Märtha machte ihr Hobby zum Beruf: Sie upcycelt alte Möbel zu eleganten Unikaten. LAGE: Das schmucke freistehen­de Haus liegt im Villenvier­tel Djursholm bei Stockholm. BESONDERHE­IT: Nach der Renovierun­g gestaltete Märtha das Haus in einem eklektisch­en Stilmix aus Alt und Neu. BEWOHNER: Hier leben Märtha und ihr Mann Gustaf Cardelius mit ihren drei Kindern. Familiensi­tz STECKBRIEF IM VINTAGE-LOOK
TALENTIERT Märtha machte ihr Hobby zum Beruf: Sie upcycelt alte Möbel zu eleganten Unikaten. LAGE: Das schmucke freistehen­de Haus liegt im Villenvier­tel Djursholm bei Stockholm. BESONDERHE­IT: Nach der Renovierun­g gestaltete Märtha das Haus in einem eklektisch­en Stilmix aus Alt und Neu. BEWOHNER: Hier leben Märtha und ihr Mann Gustaf Cardelius mit ihren drei Kindern. Familiensi­tz STECKBRIEF IM VINTAGE-LOOK
 ??  ?? EINLADEND Das Wohnzimmer bietet reichlich Platz für Gäste. Die roten Sessel sind Erbstücke, der Couchtisch ist von Svenskt Tenn.
EINLADEND Das Wohnzimmer bietet reichlich Platz für Gäste. Die roten Sessel sind Erbstücke, der Couchtisch ist von Svenskt Tenn.
 ??  ?? KREATIVÜbe­rall ist Märthas eigenes Design zu sehen – wie der Schemel mit dem gelben Polster.
KREATIVÜbe­rall ist Märthas eigenes Design zu sehen – wie der Schemel mit dem gelben Polster.
 ??  ?? 1 1 GEKONNT Märtha weiß, wie man schöne Accessoire­s harmonisch kombiniert: Frische Blumen dürfen dabei nicht fehlen. 2 SELBSTGEMA­CHT Die von Märtha eigenhändi­g hergestell­te, gepolstert­e Pinnwand ist praktisch und dekorativ zugleich. 3 ZARTE ROMANTIK Die Tapete von Nobilis harmoniert mit der Laura-ashley-lampe und dem Nachttisch von Zara.
1 1 GEKONNT Märtha weiß, wie man schöne Accessoire­s harmonisch kombiniert: Frische Blumen dürfen dabei nicht fehlen. 2 SELBSTGEMA­CHT Die von Märtha eigenhändi­g hergestell­te, gepolstert­e Pinnwand ist praktisch und dekorativ zugleich. 3 ZARTE ROMANTIK Die Tapete von Nobilis harmoniert mit der Laura-ashley-lampe und dem Nachttisch von Zara.
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