Mindestens 100 %
Ein Wiener Pionierprojekt zeigt, dass es auch im geförderten Mietwohnungsbau ohne Öl und Gas geht. Nicht einmal Fernwärme braucht das Haus, es wird zu 100 % mit erneuerbarer Energie betrieben.
Rund um den Badeteich Hirschstetten, am nördlichen Wiener Stadtrand, wird künftig viel gebaut werden. Viel Gutes und auch etwas Einzigartiges. Das ist schon fertig.
Praktisch aus der Not heraus hat der Bauträger Kallco sein eigenes, bislang schon eingesetztes System für klimafreundliches Bauen um ein „Plus“erweitert. Das bedeutet, dass sich der Developer selbst auferlegt hat, unter diesem Label nur mehr mit Erdwärme, Außenluft und Sonnenstrom für Warmwasser, Raumkühlung und -heizung zu arbeiten.
Keinerlei fossile Brennstoffe kommen zum Einsatz. Das ambitionierte Systempatent, genannt Klima Loop Plus, wurde nun justament bei einem geförderten Wohnbau namens com22PLUS umgesetzt. Und dieser steht im Wiener Stadtentwicklungsgebiet Berresgasse, nahe dem erwähnten Badeteich.
Nicht nur technisch top
Aber nicht nur bei der Haustechnik ist das Ding nachhaltig. Bei der Planung und im Bau wurde auf die hohe Recyclierbarkeit geachtet – ein wesentlicher Schritt Richtung Kreislaufwirtschaft. Die Immobilie ist weiters Teil der IBA, der heuer zu Ende gehenden Internationalen Bauausstellung, die das neue soziale Wohnen zum Leitthema hat. Im com22PLUS gibt es ein aktives Besiedelungsmanagement mit wohnpartner, es gibt ein Wohnungskontingent für Alleinerziehende, und ein Jugend-am-Werk-Stützpunkt ist ebenfalls untergebracht. Selbst Kunst wurde hier integriert, die Künstlerin Melanie Ebenhoch setzte identitätsstiftende Maßnahmen mittels geometrischer Wandgestaltungen und bewusst davor gesetzter Exponate. Diese stellen in aufwendiger Mosaik-Arbeit reproduzierte Alltagsgegenstände dar und schaffen Räume der Begegnung und Kommunikation. Neben ökologischer Nachhaltigkeit wurde also auch auf die soziale geachtet. Macht in Summe eigentlich mehr als 100 %, aber das geht mathematisch bekanntlich ja nicht.