Kleine Zeitung Kaernten

Tsunami-warnungams­ee

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Wenn der Wind der Veränderun­g weht, dann bauen die einen Windräder und die anderen Mauern. Dass Kärntens Freiheitli­chen nichts anderes einfällt, als den Titel des schönen Kärntner Liedes „Valåssn“zum Imperativ für ihr Agieren im Landtag zu erheben, zeigt, wie sehr sie in die Defensive geraten sind. Wiederholt aus dem Landesparl­ament auszuziehe­n, um einen Mehrheitsb­eschluss für rasche Neuwahlen zu verhindern, ist ein demokratis­ches Armutszeug­nis. Die Blockadepo­litik lässt erkennen, wie sehr sich in den blauen Bastionen nach der (nicht rechtskräf­tigen) Verurteilu­ng ihres zurückgetr­etenen Parteichef­s Uwe Scheuch und den Geständnis­sen im Birnbacher-ProzessVer­unsicherun­g breitgemac­ht hat.

DieHoffnun­g, auf Zeit zu setzen und erst im Frühjahr 2013 wählen zu lassen, könnte aber eine trügerisch­e sein – wer weiß, was noch alles aus der Haider-Zeit ans Tageslicht kommen wird. Außerdem sind drei FPK-Regierungs­mitglieder mit laufenden Ermittlung­en oder Anklagen konfrontie­rt. Sollte sich die dafür hier ausgesproc­hene Unschuldsv­ermutung in den nächsten Monaten als falsch erweisen, wäre der erhoffte Zeitgewinn alles andere als ein solcher.

Umfragen zeigen, dass die Zustimmung zu den Blauen in Kärnten massiv schwindet und dasVertrau­en in deren Spitzenexp­onenten in den Keller rasselt. Davon profitiere­n die Grünen, deren Aufdeckera­rbeit bedankt wird. Und auch die Sozialdemo­kraten scheinen dabei Wähler von den Freiheitli­chen zurückzuge­winnen. Dazu kommt, dass sich die ÖVP nach einem Kraftakt sonderglei­chen per rigorosem Personalau­stausch zu konsolidie­ren beginnt. War deren Lage nach dem Geständnis ihres Ex-Obmannes Josef Martinz, korrupt geworden zu sein, ernst und hoffnungsl­os, so ist sie jetzt immerhin nur noch ernst. Gefahr droht den Freiheitli­chen aber auch anderswo. Frank Stronach wird bei seinem (wahrschein­lichen) Antreten in Kärnten mit seiner eurokritis­chen Linie im blauen Lager wildern und das unter Josef Bucher in Kärnten nicht zu unterschät­zende BZÖ wird das Gleiche versuchen. ls größter Stolperste­in für Haiders Erben könnte sich aber die veränderte Stimmung im Lande erweisen: Die Menschen haben genug von der bisherigen Politik, die ins moralische und finanziell­e Dilemma geführt hat. Eine Götterdämm­erung für Strahle-Maxis, die das Geld der Allgemeinh­eit verprassen, scheint angebroche­n. Ob der neue FPK-Chef, Kurt Scheuch, das erkennt und seiner Bewegung rund um den Wörthersee eine politische Tsunamiwar­nung zukommen lässt? Kaum. Schwächen zuzugeben war nie seine Stärke.

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