Jetzt sind Mutmacher gefragt
DasVerhalten gewisser Kärntner Spitzenpolitiker ist haarsträubend und unentschuldbar. Sie haben das Vertrauen der Bevölkerung schändlich missbraucht – ganz abgesehen von der strafrechtlichen Dimension. Die Kärntner fühlen sich zu Recht hintergangen, betrogen, verschaukelt. Auch vom offenkundig jahrelangen kollektiven Organversagen bei Aufsicht und Kontrolle. Es muss aufgeräumt werden, in den Parteien, in der Landesregierung, in der Justiz.
Jetzt sindMutmacher gefragt. DerWettbewerb der Empörungsbewirtschafter („wer schimpft am besten über Kärnten“) ist erschöpft. Kärnten ist nicht der Fußabstreifer derNation. Die Befreiung Kärntens kann nur und wird auch von innen kommen. Als Selbstbefreiung von einer bösen Dunstglocke aus Verlogenheit, Schwäche und politischer Rattenfängerei. Wie alle Österreicher haben die Kärntner einRecht auf sauberePolitiker und transparente Politik. Und dafür können sie auch aus eigener Kraft sorgen. Es ist gut, dass die Klagenfurter Staatsanwaltschaft – nachvielzulangem Hin undHer – denKopf endlich ausdem Sand zieht. Es ist gut, dass RudolfHolub unbeirrbare Beharrlichkeit an den Tag legt und dass Gabriel Obernosterer in der ÖVP konsequent aufräumt. Es muss schleunigst flächendeckend hinterfragt, untersucht und aufgeklärtwerden. Neuwahlenwerden noch 2012 stattfinden.
Die Leute fragen sich allerdings, wen sie wählen sollen. Schon sind die altbekannten Gestalten aufWahlkampfsFreiersfüßen unterwegs. Aber diesmal könnten die Wähler diejenigen ausprobieren, die ihnen nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Die ihnen sagen, dass kein Geld mehr da ist fürWahlgeschenke und schlecht getarnten Stimmenkauf. Diejenigen, die nichtFeindbilder polieren, sondern auf dieNachbarn hier und in Europa zugehen. Denen es um Kärnten geht, nicht umsich selbst und ihre Pfründe. Viel zu oft haben auch die Wähler verdrängt, dass nicht nur die Geber politische Verantwortung tragen. or einem Jahr wurde die Ortstafelfrage gelöst. Veränderung ist also möglich. Die Kärntner wissen mittlerweile, dass sie sich zu lange missbrauchen haben lassen. Nun gilt es, die Chance zum Neustart mit neuem Polit-Personal zu nützen. Die Stunde der Ermutiger kommt. Mutmacher müssen her, in den Parteien, in den Redaktionsstuben, in der Wirtschaft, an der Uni. Es gibt sie, die fähigen, talentierten Frauen und Männer in Kärnten, die unbestechlich sind, kompetent und bereit, ihrem Land zu dienen. Die Kärntner wollen überzeugt werden, dass sich etwas ändern kann und dass sie Teil davon sein können. Anschauungsmaterial für ruckartige Veränderung zum Besseren gäbe es inzwischen im Süden, bei Mario Monti und seiner Expertenregierung.
gebürtige Kärntnerin, ist Botschafterin Österreichs in Frankreich. Sie war von 2004 bis 2008 Außenministerin (ÖVP).
VUrsula Plassnik,