Auf Tour durch Kärnten
Uhr pünktlich starten zu können“, schildert Tratnik den Aufwand um das älteste Schaustück im Starterfeld. Der Mexikaner ArturoKeller hat seinen 109 Jahre alten, vier PS starken Berliet 20 HP vor Monaten in Mexiko verschifft, um den Wagen durch Kärnten bewegen zu können.
Von Kärnten nach England
Warum sich ein Oldtimer-Freak das antut: „Das liegt am Termin unserer Wertungsfahrt. Einige Teilnehmer starten bei uns, schicken die Autos dann nach London, wo sie an der legendären Rallye London-Brighton teilnehmen“, erklärt Khevenhüller. Doch noch ein anderer Faktor lockt Oldtimer-Besitzer nach Kärnten. „Bei uns dürfen ,Automobilisten‘ nicht nur an Burgen und Schlössern vorbeifahren. Hierwerden sie bewirtet und respektvoll in ihrem Umgang mit dem historisch-technischen Kulturgut gewürdigt“, sagt Tratnik. Er kämpft mit einem Luxusproblem: „Wir haben mit 20 Autos begonnen, heuer haben wir 57 Meldungen und eine Warteliste. Auf Platz eins der Warteliste steht ein Mercedes Simplex (Baujahr 1904) aus dem Hofstall von Kaiser Friedrich. Das ist ein Auto, für das andere Veranstalter Geld bezahlen, damit es teilnimmt. DemBesitzer ist es noch nie passiert, dass er eine Absage erhielt.“
Angeboten werden zwei Routen – eine für die „Schnauferln“bis zu 1100 Kubikzentimetern und eine zweite mit Steigunsowie gen, die auch hubraumstarke Autos fordern. „Wir lassen hier für vier Tage das größte mobile Automobilmuseum Europas fahren“, sagt Tratnik nicht ohne Stolz.
Die Autos und ihre Piloten dürfen fotografiert und gefilmt werden. Sie sind es gewöhnt, wie etwa der 108 Jahre alte Darracq „Geneviève“des Holländers Evert Louwman. „Dieses Auto war Hauptdarsteller der Filmkomödie ,Feurige Isabella‘ aus dem Jahr 1953. Die Komödie schildert das Rennen London-Brighton“, erzählt der Villacher Karl Billicsich, der mit seinem 100 Jahre alten Vinot et Deguingand Tourer neben Khevenhüller und dem Villacher Peter Bauer (Ford T) Hermann Gruber mit seinem Studebaker aus Lind ob Velden die Kärntner Oldie-Szene vertritt.
Insgesamt klemmen sich 57 Oldtimer-Fahrer aus zehn Nationen hinter die Volants ihrer Oldtimer, die ihre Restauratoren zu Kunsthandwerkern adeln! Die bewegten Werte sind unschätzbar. So pilotiert Kurt Dichtl (Präsident des veranstaltenden Automobil Veteranen Club Austria) einen Jackson 30 hp aus dem Jahr 1908. Die unvergessene Katherine Hepburn fuhr exakt dieses Auto 1962 im Film „Long days journey into night“.
Wer am kommenden Wochenende dem Oldtimer-Konvoi begegnet, der soll stehen bleiben, schauen und staunen. Denn so viel Vergangenheit kommt einem selten auf Rädern entgegen.