Kleine Zeitung Kaernten

„Eigentlich sollte jeder ein Wutbürger sein“

Der Schauspiel­er Heinzweixe­lbraun (49) über Sehnsucht nach Klagenfurt, die Kärntner Politik und seine Zeit bei „Kommissar Rex“.

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SONNTAG, 26. AUGUST 2012, SEITE 34

Wenn die Rede auf Ihre alte Heimat Kärnten kommt: Was schießt Ihnen als Erstes in den Kopf?

HEINZ WEIXELBRAU­N:

Je älter man wird, desto mehr hat man Heimweh, die Sehnsucht wird immer stärker. Ich bin jetzt 49 Jahre alt und denke immer mehr: Könnte ich dort noch leben? Wie wäre es, wenn ich dort leben würde? Wiewäre es denn?

Die politische­n Verhältnis­se sind eh in aller Munde. Man denkt sich: Wie kann man ein so schönes Land den Idioten und Zynikern überlassen? Ich würde wahnsinnig gern mehr

WEIXELBRAU­N:

machen in Kärnten, aber ich bin eben abhängig von Aufträgen.

Geboren sind Sie inKolbnitz­graben (Bezirk Spittal), wo aber liegt ihr Heimathafe­n?

In Klagenfurt, da lebt mein Bruder. Ich bin mit Oliver Welter von „Naked Lunch“befreundet und mit Gerhard Fresacher (Anm.: Regisseur). Ein wunderbare­r Mensch, mit dem ich gerne in Kärnten zusammenar­beiten würde. Aber das scheitert an finanziell­en Hürden.

Wann sind Sie das letzte Mal in Kärnten aufgetrete­n?

Vor drei Jahren in Villach. Da habe ich den „Patrioten“gespielt, ein Stück über den Briefbombe­nbauer Franz Fuchs von Felix Mitterer. Was mir da an Sympathie entgegenge­schwappt ist, hat mich umgehauen. Es gab jeden Abend Standing Ovations, das war unglaublic­h.

Weil der Hunger nach Kunst in Kärnten größer ist als im kulturell gesättigte­nWien?

Ich weiß es nicht.

WEIXELBRAU­N:

WEIXELBRAU­N:

WEIXELBRAU­N:

Ich glaube, dass Kunst in Kärnten etwas Natürliche­s ist. In Wien macht man es zum Geldverdie­nen. Dort wird einem alles vorgekaut, da gibt es schon lange keine Avantgarde mehr. Die findet man in Kärnten, wo sie tiefer verwurzelt ist, weil es sonst nichts gibt.

Wie erklären Sie Ihren Wiener Freunden Kärnten?

Das hängt von meiner Tagesverfa­ssung ab. Ich bin manchmal ein glühender Verteidige­r. Manchmal bin ich aber sehr grantig und sage das auch.

Die schlechte soziale Absicherun­g für Künstler in Österreich gibt oft Anlass zur Kritik.

Ja, ich bin es leid, dass diese nicht so klappt, wie es die Künstler verdienen würden. Immerhin sind sie ja Repräsenta­nten einer Kultur.

Führen Sie das auf mangelnde Wertschätz­ung zurück?

Ja, das wird immer spürbarer. Kunst wird vom Bürgertum getragen, von Menschen mit Bildungshi­ntergrund. Aber

WEIXELBRAU­N:

WEIXELBRAU­N:

WEIXELBRAU­N:

davon übrig. Dafür gibt es jetzt Wutbürger.

Eigentlich sollte ja jeder einWutbürg­er sein. Worauf sind Sie wütend?

Auf die Entdemokra­tisierung des Landes. In Kärnten ist das besonders schlimm, über Jörg Haider hat man einst nur hinter vorgehalte­ner Hand gesprochen.

Gegen seine politische­n Erben gehen jetzt vieleMensc­hen auf die Straße.

bleiben immer

weniger

WEIXELBRAU­N:

WEIXELBRAU­N:

Gut so. Aber ich habe immer noch das Gefühl, in Kärnten herrscht eine gewisse Ferien-Lethargie. Wenn dasWetter schön ist, gehen die Menschen an den See. Wer will da demonstrie­ren?

Wofür oderwogege­n würden Sie demonstrie­ren?

Ich kann Ihnen sagen, wogegen ich früher demonstrie­rt habe: den Heimatdien­st, das Ulrichsber­gtreffen, rechte Fackelzüge. Ich habe als Gymna-

WEIXELBRAU­N:

WEIXELBRAU­N:

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