Anderes Rezept
Eine bittere Pille muss die Ärztekammer mit einem Verfassungsgerichtshof-Urteil schlucken. In Gemeinden mit zwei Kassenärzten sollen diese nach drei und nicht erst zehn Jahren ihre Hausapotheke verlieren, wenn sich dort eine Apotheke ansiedeln will. Betroffen ist auch Maria Saal. Sicher hat Apothekerkammer-Präsident Paul Hauser recht, wenn er sagt, dass niemand Arzt wird, um eine Hausapotheke zu betreiben.
Letztendlich geht es aber um die Patienten. Und man stelle sich vor: Ein Pensionist aus der abgeschiedenen Maria Saaler Ortschaft Stuttern bekommt nachts hohes Fieber. Der Arzt bringt ein Notfallspaket für lebensbedrohliche Fälle mit, aber ansonsten verschreibt erMedikamente. Der Betroffene muss dann – sofern er ein Auto hat – zur fünf Kilometer entfernten Apotheke in Maria Saal fahren. Hat diese nichtNachtdienst, muss er nach Klagenfurt. Und die nächstgelegene Apotheke ist elf Kilometer und 20 Fahrminuten entfernt. a fragt man sich: Kann maneinemalten, kranken Menschen nachts eine 40minütige Autofahrt zutrauen? Oder einem Kleinkind? Oder wird man künftig öfter den Krankenwagen rufen und die ohnehin hohen Kosten fürs Gesundheitssystem in die Höhe treiben? Auf den ländlichen Raum sollte man ein anderes Rezept anwenden als auf die Stadt – sei es in Form von Hausapotheken oder engen Kooperationen zwischen Arzt und Apotheke, auch nachts undwochenends.
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