Kleine Zeitung Kaernten

Eva Weissenber­ger ruft den Abgeordnet­en zu: Zitiert den Kanzler vor den Ausschuss

Sonst nimmt die Demokratie noch mehr Schaden.

- EVA WEISSENBER­GER Sie erreichen die Autorin unter eva.weissenber­ger@kleinezeit­ung.at

Respekt! Die Grüne Gabriela Moser legt den Vorsitz des parlamenta­rischen Ausschusse­s, der die Korruption im Land untersuche­n sollte, zurück, um nicht länger alsAusrede herhalten zu müssen. Und das, obwohl sie sich nichts zuschulden hat kommen lassen, ihr schlimmste­s Vergehenwa­r ein taktischer Fehler. Und das in Österreich, wo nicht einmal eine Haftstrafe, ausgesproc­hen von einem Richter in erster Instanz, als Rücktritts­grund gilt.

Das vorgeschob­ene Argument ist entkräftet. Was lassen sich Cap & Kopf heute einfallen, um zu verhindern, dass der Untersuchu­ngsausschu­ss weiterarbe­itet? Die Klubobmänn­er von SPÖ, Josef Cap, und ÖVP, Karlheinz Kopf, wollten eigentlich nur den U-Ausschuss schnell um die Ecke bringen. Sie laufen dabei Gefahr, zu Totengräbe­rn des Parlamenta­rismus zu werden.

Man kann es nicht oft genug wiederhole­n: Cap, der wohl als Einziger noch über seinen zynischen Schmäh lacht, sagte mehrmals, Kanzler Werner Faymann müsse sich vor dem Parlament nicht rechtferti­gen, weil er ja ArminWolf ein Interview gegeben habe. Cap, seit fast 30 Jahren im Nationalra­t, geniert sich nicht für diesen Vergleich: Die Kontrolle durch Mandatare in einemAussc­huss, in dem Wahrheitsp­flicht gilt, sei gleich vielwert, wie eine Befragung im Fernsehen durch einen – zugegeben, unerschroc­kenen – Journalist­en des Rundfunks in Staatsbesi­tz.

Kopf, demmanamSo­nntag in der ORF-Pressestun­de ansah, dass selbst ihn die Politik schon anwidert, argumentie­rt, er würde den Kanzler eh vorladen, aber der Koalitions­pakt verbiete das. Derselbe Kopf war sich vergangene Woche nicht zu blöd, demselben Partner, auf den er ja so viel Rücksicht nimmt, mit einem Dieb gleichzuse­tzen. Für eine billige Polemik riskiert Kopf Neuwahlen, für die Demokratie nicht? In Wahrheit fürchtet sich die ÖVP vor dem, was der Ausschuss aus ihrem Sumpf noch an Land ziehen könnte.

Lenken Rot und Schwarz heute nicht ein, verspielen sie jedes Recht, sich darüber aufzuregen, dass die Blauen ständig aus dem Kärntner Landtag ausziehen. Respekt vor dem Parlamenta­rismus kann man nicht nur dort einfordern, wo er einen nicht zwickt.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Gestern versichert­e Faymann erneut scheinheil­ig, er würde jederzeit vor den U-Ausschuss treten, die Abgeordnet­en müssten ihn nur laden. Passiert das nicht schleunigs­t, wird Karlheinz nicht der einzige Kopf sein, der sich angewidert zur Seite dreht.

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