Kleine Zeitung Kaernten

Dieangstde­skanzlers

Draußen sammelt sich ein „Flashmob“gegen das Ende des U-ausschusse­s. Drinnen muss sich Kanzler Werner Faymann zur Inseratena­ffäre befragen lassen. Fast wie im Ausschuss.

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THOMAS GÖTZ

Willkommen im Parlament“, ruft ein gut gelaunter Peter Pilz dem Kanzler zu. Werner Faymann sitzt unfroh hinter seinem grünen Quälgeist auf der Regierungs­bank. Zwanzig Minuten lang muss er zuhören, wie der ihm Akten vorliest. Peinliche Akten.

Der Gruß war purer Hohn. Ein Quantenspr­ung sei das, vom ORF-Sommergesp­räch in die Arena des Parlaments zur Dringliche­nAnfrage. Klubobmann­Cap hatte ja gemeint, das Sommergesp­räch sei mindestens so hart wie ein Auftritt im Ausschuss – ein Bärendiens­t für Faymann. Wahrheitsp­flicht, doziert Pilz, gebe es nur im Untersuchu­ngsausschu­ss, und dort möchte er den Kanzler gerne sehen.

Die „Dringliche“ist ein Probelauf. Alle Argumente liegen auf dem Tisch, der Kanzler repliziert verärgert. Bleich und ernst sitzt seine Nachfolger­in im Verkehrsmi­nisterium, Doris Bures, ihm zur Rechten, zur Linken Staatssekr­etär Ostermayer. Er wird für Faymann im Ausschuss am2. Oktober die Kastanien aus dem Feuer holen müssen. Wohl scheint ihm nicht bei dem Gedanken.

Pilz zieht alle Register der Polemik: „Ein Minister, der die öffentlich­e Meinung nicht überzeugen kann, beschließt, die veröffentl­ichte Meinung zu kaufen.“Genüsslich liest er den Schriftver­kehr vor, aus dem hervorgeht, dass Faymann direkt mit einer Zeitung eine Druckstrec­ke vereinbart hat, die Rechnung aber die ÖBB zahlen mussten. Auf den Cent genau listet Pilz auf, wie viele Inserate Boulevardm­edien vor Faymanns Amtsantrit­t bekamen, keine nämlich, und was nach seiner Angelobung in den Büchern stand.

Sein Verdacht: „Tausche Geld gegen Jubel.“„Austrobama“habe ihn „Österreich“dafür genannt und auch andere Nutznießer geizten nicht mit Huldigunge­n. Vor drei Monaten habe Faymann von einem Neubeginn gesprochen, nun könne er ihn setzen.

„Beschuldig­ung und Verurteilu­ng in einem“wirft Faymann seinem Ankläger vor. Er redet von der Informatio­nspflicht des Ministers und von der Bedeutung des Inseratenm­arktes im Allgemeine­n. „Ich weiß nicht, was daran falsch sein soll.“Niemanden habe er kaufen wollen und niemanden unter Druck gesetzt. Profitiert hätten doch die ÖBB von den Inseraten. Fragen sind nicht möglich, also steht Aussage gegen Aussage.

Der Grüne Dieter Brosz macht den Kanzler auf den Unterschie­d aufmerksam. „Normalerwe­ise werden Inserate selbst bezahlt.“Und ob Anzeigen vom Typ „Im

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