Dieser Trend trägt Siebenmeilenstiefel
Die Zauberkraft der Berge: Wandern ließ innerhalb weniger Jahre die Distanz zwischen auferlegtem Muss und bewusst gewähltem Kann hinter sich. Wie eine neue Generation die alte Gipfelwelt für sich entdeckt, was die jüngsten Formen der Urlauberanimation ver
Einmal um die ganze Welt – und noch ein erkleckliches Stück weiter. Selbst wenn der gemeine Marschierer wohl die Zauberkraft von Siebenmeilenstiefeln benötigen würde, um die rund 50.000 Kilometer an gut markierten rot-weiß-roten Wanderwegen – das entspricht immerhin dem Erdumfang plus 10.000 Kilometern – allesamt zu bewältigen: Wandern hat für die Majorität der Österreicher etwas Magisches an sich. EinTrend, der innerhalb weniger Jahre das Däumlings-Format ablegte und Riesen-Dimension annahm.
Das bestätigt auch Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung: „Die offizielle Gästebefragung 2011 zeigt, der Wanderund Bergsteigerurlaub ist die Topurlaubsart unter Sommertouristen. Bei den sportlichen Aktivitäten liegt Wandern mit 60 Prozent an der Spitze.“
Zahlen und Fakten schön und gut. Doch wie kam es zu diesem Wandel von der einstigen Gipfelwelt der Bergauf-Bergab-Geher zur jetzigen Spielwiese der Hip&Trendy-Gesellschaft? „Es hat mit der Erlebnisorientierung zu tun. Ich will bei meiner außerberuflichen Sinngebung nicht nur passiv sein, Medien konsumieren, etwas kaufen, sondern aktiv werden. Der junge Mensch möchte ganzheitlich leben, Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Der Sportplatz Natur bietet dafür eine Fülle an Möglichkeiten, ich bin zudem nicht an Zeiten gebunden“, nennt Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung Wien, die Ursachen des Booms. Zudem präge jene Generation den Trend, für die der pädagogische Zwang der Schule und die „Mama, wie weit ist es denn noch?“-Abwehrhaltung aus Kindertagen wegfallen, die sich nun von innen bestimmt dafür entscheidet.
Bewusst ist auch die Wahl der Zielgruppe, die die Österreich Werbung mit Wander-Sujets andem Reiseerfahren und modern orientiert: Das ist die Zielgruppe, auf die die Bildsprache der Österreich Werbung wirkt spricht. Konkret sind es die reiseerfahrenen, das Wandern an sich modern orientierten reicht: „Letztendlich ist es eine Angehörigen der Mittel- und Frage der Positionierung, inwieweit Oberschicht, die in der soziologischen eine Destination Zusatzerlebnisse Fachsprache als „Established anbietet oder nicht.“Post-Materialists“firmieren. Die ursprünglich vorrangig naturnahe Sportart generiert aber auch manch konsumorientierte Nebenerscheinung. Chalets mit Edel-Interieur, Spa-Anwendungen in luftiger Höhe, Dinieren mitten in der Bergwelt: Der Luxus hat die Gipfel erklommen. Dieser Pomp sei aber laut Zellmann überschaubar und weitaus weniger ausgeprägt als etwa bei Skihütten: „Es sind findige Nischenanbieter wie bei jedem Boom. In erster Linie handelt es sich aber um technische Anpassungen, zu denen es auch ohne diesen gekommen wäre.“
Und, Herr Freizeitforscher, wie weit ist es denn noch? Wie lange trägt der Trend noch Siebenmeilenstiefel? „Mindestens fünf Jahre. Dem kombinierten Berg-SeeUrlaub gehört die nahe Zukunft.“MARTINA STIX
Mit Erlebnissen füttern
Eine neue Wander-Generation erfordert nicht nur eine neue Bildsprache, sondern auch eine ebensolche Inszenierung. Die Urlauberanimation im alpinen Raum erstreckt sich aktuell vom Singlewandern, das die Natur als Partnerbörse nutzt, über die Schatzsuche mit GPS bis zu Genusstouren, die Marschieren und Schlemmen verbinden. Der vigilante Touristiker ist stets bestrebt, den Gast mit Erlebnissen zu füttern. So bietetmanmitThemenwanderungen auch geistige Nahrung an, gibt Einblick in die kulturellen Wurzeln einer Region, die Tier- und Pflanzenwelt.
Stolba mahnt jedoch, man dürfe jenen Gast nicht vergessen, der gar nicht animiert werden will,