Kleine Zeitung Kaernten

Hatte Jesus eine Ehefrau?

Ein uralter Papyrusfet­zen sorgt für Aufregung. Muss das Neue Testament umgeschrie­ben werden? Wohl eher nicht.

-

Universitä­t Harvard, untersucht und nun in Rom vorgestell­t hat.

„Jesus sagte zu ihnen: „Meine Ehefrau …“, steht auf dem 3,8 mal 7,6 Zentimeter großen, in koptischer Sprache verfassten Schriftstü­ck, dessen Eigentümer anonym ist. King ist überzeugt, dass es sich bei der „Ehefrau“um eine „Maria“handelt, also eineweibli­che Person mit gleichem Vornamen wie Maria Magdalena. Dass Jesus verheirate­t gewesen sei, lasse sich ausdemText aber nicht ableiten, räumt sie ein.

Sehr wohl zeige das Fragment dagegen, dass bereits das frühe Christentu­m über die Rolle der Frau gestritten habe. Jesus habe sie für würdig befunden, zu seinen Jüngern zu gehören, sagt die Historiker­in und verweist auf eine Passage im Dokument.

Wirklich neu ist das nicht. In den Evangelien finden sich viele Belege für den völlig unbefangen­en Umgang Jesu mit Frauen. Bei Marta und Maria in Betanien fühlt er sich besonders wohl. Frauen bewahren Jesus bis unter das Kreuz die Treue, sie erfahren als Erste von seiner Auferstehu­ng. Und Maria Magdalena ist es schließlic­h, die dem Auferstand­enen als Erste begegnet.

Weil Jesus kein Problem mit Frauen hatte, hätten die frühen Christen gar keinen Grund gehabt, eine Ehefrau Jesu zu verschweig­en, sagen Bibelwisse­nschaftler. Wenn der PapyrusFun­d etwas aussage, dann, dass es in den ersten Jahrhunder­ten keine eine und wahre Deutung des Christentu­ms gab, sondern die Vorstellun­gen viel bunter waren, als es die Lehren der Kirchen heute vermuten lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria