Rote Sonne inklusive
Nirgendwo ähnelt Italien seinen Postkartenbildern so sehr wie in Kampanien, zwischen Capri und Amalfi. Und auch derverkehr erfüllt wirklich jedes Klischee.
UTE BAUMHACKL
Man ist ja im Urlaub, und deswegen muss man sich jetzt auch überhaupt nicht aufregen. Im Gegenteil: Der Stau zwischen Sorrent und Amalfi, für Ortsansässige eine tägliche Gelassenheitsübung, weil die Gelder für den Umfahrungsbau irgendwie seit Jahrzehnten stiften gehen, ist eigentlich die perfekte Gelegenheit, Kampaniens Küste auf sich wirken zu lassen. Aus dem Radio ölt Drupi die Gehörgänge, linkerhand Zitronenbäume, die sich unter prallen Früchten biegen, rechterhand, tief unten, ein glitzernder Teppich aus Azur. Man nähert sich nämlich gerade, schön gemächlich und gut sechzigMeter überm Meer, Positano, das in allen Pastellfarben strahlt und ansonsten aussieht wie von einem besonders begabten Konditor auf die Felsen gespachtelt. Italienischer sieht Italien selten aus, und weil es immer noch ein Stückchen pittoresker geht, droht von ihrem Hauseingang aus eine alte Dame einem waghalsigen Vespafahrer dem Stock: Wenn der beim Vorbeischlängeln noch einmal an ihren Pelargonien anstreift, setzt’s was!
Dann: Amalfi, die alte Seefahrerstadt, auch hier herrscht Hochbetrieb, nicht nur an den Eiscremeständen. An der Pforte des Doms aus dem 10. Jahrhundert lässt sich ein Brautpaar aus Asien tausend Mal fotografieren, auf der Piazza versammeln sich enthusiasmierte Amerikaner zum geführten Rundgang, aber man braucht in den überbauten, kühlen Gassen nur zweimal um die Ecke zu biegen, und es ist: still.
Noch stiller ist es in Ravello, einem Örtchen hoch über der Küs-