Ermittlungeninhallodrien
„Mehr als ein Kriminalroman“: Egyd Gstättner lässt in der Satire „Ein Endsommernachtsalbtraum“Köpfe rollen und setzt auf Eigenwerbung.
DONNERSTAG, 20. SEPTEMBER 2012, SEITE 67
MARIANNE FISCHER
Johann Sichalich ist im schriftstellerischen Universum von Egyd Gstättner längst bekannt. In „Meine besten Niederlagen“etwa schickt der plötzlich verschwundene Autor den Chefinspektor auf die Suche nach sich selbst. Und im Erzählband „Der Untergang des Morgenlandes“wird Sichalich mit „Österreichs schönsten Bluttaten“konfrontiert.
Nun darf der Opernliebhaber und Eierbechersammler Sichalich einen ganzen Roman lang ermitteln: In der Krimisatire „Ein Endsommernachtsalbtraum“verliert neben einem chinesischen Touristen auch ein Kaninchen denKopf, einweiterer Schädel wird von einem halbberühmten Ex-Kicker gespalten. Und dann sind da noch der gewaltsame Tod eines Altenheimdirektors und der verschwundene Ehemann von Sichalichs Jugendliebe Mechthild, die sich unerwartet bei ihm meldet.
Es ist also ordentlich was los in Hintersiebenbergen, der kleinen Landeshauptstadt von Hallodrien, wo „Dummköpfe gerissene Gauner an die Macht gewählt“haben. Und wo „abenteuerlich korrupte Politiker“und „abenteuerlich bankrotte Banken“dafür verantwortlich sind, dass Stadt und Land den Bach runtergehen.
Gstättner geht mit feiner Klinge und doppelbödigem Humor seiner Heimat, den Autoritäten und den „hallodrischen“Gepflogenheiten an den Kragen. Und weil der 50-Jährige viel „mehr als einen Kriminalroman“(so der Untertitel) geschrieben hat, kommen auch Philosophie und Historie (in Gestalt von Ulrich von Liechtenstein, der in Friesach ein Turnier bestritten hat) nicht zu kurz. Das alles verwebt der Klagenfurter zu einem vergnüglichen Kosmos, aus dem er den Leser zwischendurch für Werbeauszeiten gleich wieder hinauskatapultiert. Sehr fein: die Personenbeschreibungen am Ende, für sich genommen schon ein Lesevergnügen.
Zuvor macht Gstättner noch Werbung in eigener Sache und merkt ganz unbescheiden an, dass 100.000 verkaufte Exemplare von Sichalich Nr. 1 ein gutes Argument für einen Sichalich Nr. 2 wären. Also: Zugreifen! Buchpräsentation: 4. Oktober, 19 Uhr, Buchhandlung Heyn. Moderation: ExORF- Kärnten- Chef Willy Haslitzer. Ein Endsommernachtsalbtraum. Picus, 191 Seiten, 19,90 Euro