Alarmstufe Rot in der Euro-zone
Brüssel wappnet sich für Zusammenbruch der Banken in Zypern. Regierung in Nikosia will mit Gründung eines Fonds aus der Krise kommen.
Die zyprische Regierung hat gestern ein neues Konzept für einen Rettungsplan ausgearbeitet, mit dem die schwer angeschlagenen Banken vor dem Zusammenbruch bewahrt und der drohende Staatsbankrott abgewendet werden sollen. Ob der Plan die Zustimmung der EU findet, die Zypern mit Milliarden helfen soll, ist aber zweifelhaft. In der Euro-Zone herrscht Alarmstufe Rot. In Brüssel bereitet man sich auf einen drohenden Kollaps der Banken in Zypern vor. Noch werde fieberhaft an einem neuen Paket gearbeitet, hieß es in hochrangigen EU-Kreisen. Doch die Chancen dafür schwänden, sodass an einem Notfallplan für die Kernschmelze des aufgeblähten Finanzsektors gearbeitet werde. Sollte Zypern nicht kooperieren, müsste es bald sein eigenes Geld drucken und aus der Euro-Zone ausscheiden, sagte ein EU-Vertreter. „Wir stecken im Schlamassel“, wird der Vorsitzende der Euro-Arbeitsgruppe, ThomasWieser, zitiert.
Zwischen Brüssel und Nikosia herrscht Funkstille. Der Vertreter Zyperns nahm nicht an der Telefonkonferenz teil, was die anderen Teilnehmer schockierte. Dass einRettungskandidat derart abtaucht, habe es noch nie gegeben, sagte der Vertreter Frank- reichs. Da das Parlament auf Zypern zu emotional sei für jegliche Entscheidung, müsse die Regierung womöglich ohne Rückhalt derVolksvertretung handeln. Die EZB droht, den Banken ab Dienstag, wenn sie nach einer Woche Schließung öffnen, den Geldhahn abzudrehen, sollte bis dahin kein Programm zur Sanierung von Staat und Großbanken vorliegen.
Zu langsam?
Der in Zypern bekannt gewordene Plan fand offenbar nicht die Zustimmung der Euro-Partner. Staatspräsident Nikos Anastasiades und die Führer der Parlamentsparteien hatten sich einstimmig auf die Schaffung eines „Solidaritätsfonds“geeinigt, mit dem Zypern den von der EU und dem Internationalen Währungsfonds geforderten Eigenbeitrag zum geplanten Hilfspaket leisten will. Einzelheiten teilte dieRegierung nicht mit. Inoffiziell hieß es, in den Fonds sollten Vermögenswerte des Staates und der wohlhabenden orthodoxen Kirche Zyperns, Gelder der Pensionsfonds staatlicher Unternehmen, die Goldbestände der zyprischen Zentralbank sowie verbriefte Erlöse aus der künftigen Gasförderung eingebracht werden. Unklar ist, wie schnell dieses Konzept umgesetzt werden kann.