Zweierlei Maß bei Hüftprothesen
Oberösterreichischer Spitalsbetreiber gespag will die Zahl der besonders guten Prothesen senken.
Ein Bericht im Ö1-Morgenjournal löste gestern in Oberösterreich empörte Reaktionen aus. Wie es hieß, plane der Spitalsbetreiber gespag eine Kontingentierung jener künstlichen Hüftgelenke, die besonders langlebig und deshalb auch besonders teuer sind. „Maximal fünf Prozent“der Patienten seien mit diesen speziellen Prothesen, sogenannten „Keramik-Keramik-Paarungen“, zu versehen. Laut Bericht seien Sparvorgaben in einem internen Protokoll mit 700.000 Euro angegeben – was in Oberösterreich gerade deshalb für heftige Reaktionen sorgte, weil in der gespag erst vor Kurzem ein dritter Vorstand mit einem Jahresgehalt von 180.000 Euro installiert worden war. Einzelne Ärzte sprachen von „einem Skandal“. DerWiener Orthopäde Martin Dominkus hält die Fünfprozentquote für eindeutig zu gering: „20 bis 25 Prozent wären realistisch.“
Harald Geck, Vorstand der gespag, wies die Vorwürfe zurück. Er sagte, eine Arbeitsgruppe habe den geringeren Bedarf erhoben – es handele sichumkeine Quote, sondern um eine Zieldefinition.
„Die Ärzte entscheiden durch ihre Indikation, welches Produkt welcher Patient erhält. Eine Vorgabe des Managements gab und gibt es nicht“, wehrte gespagVorstand Karl Lehner in einer Pressekonferenz am Donnerstagabend in Linz Vorwürfe einer Zweiklassenmedizin ab. Auch die erste Einschätzung, dass fünf Prozent der Patienten mit Keramik-Paarungen zu versorgen seien, habe eine Arbeitsgruppe aus elf Primarärzten und externen Experten getroffen. Die gespag garantiere jedem Patienten die bestmögliche Behandlung. Nach Auswertung der Evaluierung, wer welche Gelenke bekomme, soll es weitere Gespräche geben.