Frauen an die … Altäre!
Ich erwarte mir, dass das erfolgreiche Weltreich Kirche aufwacht und endlich die Stellung der Frau emanzipiert.“
Nach der Papstwahl hat ein Karikaturist in einer österreichischen Zeitung pointiert, sarkastisch und treffend gemeint: „Schon wieder ein Mann.“Und gerade das halte ich für das Grundproblem einer ansonsten beispiellosen Erfolgsgeschichte. Welche andere Institution kann auf eine zweitausendjährige Geschichte verweisen? Die Angehörigen des jüdischenVolkes natürlich, die uns in allemweit voraus sind, zumal sie heuer das Jahr 5773 schreiben. Ansonsten sind schonWeltreiche untergegangen.
Untergegangen, weil sie sich – unter anderem – den Zeichen der Zeit und den gesellschaftlichen Veränderungen stur verschlossen haben. Gerade dies, so scheint es, könnte ein Problem der zeitgenössischen römisch-katholischen Kirchewerden, wobei ich hier nur eine, aber umso wichtigere Frage herausgreifenmöchte, nämlich die Behandlung beziehungsweise Stellung der modernen Frau in der Kirche.
In der Gesellschaft, zumal der österreichischen, musste einUmdenken mit Gleichbehandlungsgesetzen und dem beherzten Eintreten von Frauen – und Männern! – herbeigeführtwerden, womitichkeinesfallsbehaupte, dassFrauen bereits zur Gänze gleichberechtigt wären. Die Emanzipation, daswage ich zu behaupten, macht in unserem Land seit einiger Zeit nicht mehr Trippel-, sondern große Schritte. Immer mehr Frauenwerden Richterinnen, Universitätsprofessorinnen und Managerinnen in der ersten Reihe.
Mirfällt nicht ein einzigervernünftigerGrundein, der das Gegenteil von Mündigsprechung, Gleichbehandlung und -berechtigungauch nur ansatzweise begründen könnte. Mir fallen dagegen unzählige ein, die die völlige Gleichbehandlung argumentativ stützen. Nicht nur, weil ich Vater eines SohnesundeinerTochter bin, undesmirdeshalbwichtig ist, dass beide in derWelt dieselben Möglichkeiten haben … AlsMensch des 21. Jahrhunderts und, wie ich meine, als aufgeklärterunddenkender, erwarte ich mir, dass das erfolgreicheWeltreich Kirche aufwacht und neben anderen modernen Problemen endlich die Stellung der Frau emanzipiert, und zwar ohne die jahrhundertealte Augenauswischerei mit dem Hinweis auf die besondereWichtigkeit der Muttergottes. E in ersterundwesentlicheremanzipativer Schrittwäre die Installation der Frauenordination in der römisch-katholischen Kirche. Die ersten Priesterinnen wären auch ein hervorragendes (gesellschafts-)politisches Zeichen. Vielleicht regt sich gerade imRegnum des lateinamerikanischen Papstes etwas zugunsten der Frauen, Familien und Zukunft der Kirche. Die jetzige Position der Frau in der Kirche ist – im buchstäblichenWortsinn – letztlich nichtsanderes alsSexismus.