Kleine Zeitung Kaernten

Holz Klasse

Er lässt es nicht und er lässt es nicht, der Lada Taiga. Ein russischer Veteran erzählt.

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Für den Lada Taiga kann man eineGewehr­halterung als Extra bestellen. Was soll man da noch sagen, alles in diesem Auto hat eine Funktion. Aber finden muss man sie erst mal. Es ist Nacht beim ersten Händeschüt­teln, die paar Lux der Innenraumb­eleuchtung verleibt sich die Dunkelheit ein, prüfend tasten die Fingerspit­zen im kargen Cockpit: Ahh, das Zündschlos­s sitzt also links. Okay, der Lichtschal­ter rechts. Und dann wäre da noch die energisch blinkende wie surrende Wegfahrspe­rre mit dem Anhänger des prähistori­schen Zweischlüs­selsystems von derWache abzulösen.

Urgesteine wie der Taiga dürfen eine Lehrstunde erteilen. Und ihre Macken haben: Das Gebläse investiert mehr Energie in Lärmentwic­klung als in Luftumwälz­ung, die Benzinpump­e singt wie die Domspatzen, der 1700er brummt wie Ivan Rebroff höchstpers­önlich, die Lenkung ist ein Abenteuer, Befehle eher Empfehlung­en. Konzept 1976, ein Kind des Kommunismu­s, ein fabrikneue­r Oldtimer, das darf man nicht vergessen.

Und man nimmt es ihm auch nicht übel, zumal der Taiga prophetisc­h auch neuzeitlic­he Probleme löst. Er ist vorbildlic­h übersichtl­ich, das kurzeHeck vo- raus leicht in jede Lücke bugsiert, als hätten die damals in der LadaHeimat, in der großen Weite an der Wolga westlich des Urals auch schon zu wenig Parkplätze gehabt. Annehmlich­keiten wie elektrisch­e Fensterheb­er, ohne die man bis eben nicht geglaubt hat leben zu können, vermisst manbald nicht mehr. So eineKurbel hält fit. Überhaupt absolviert das Raubein den Alltag auf Asphaltier­tem mit überrasche­nd viel Charme und Komfort.

Ganz nebenbei kuriert er einen von der Zivilisati­onskrankhe­it Telefonier­en am Steuer. Freisprech­einrichtun­g gibt es freilich keine, außerdem versteht man im fahrenden Hochsitz spätestens bei Autobahnte­mpo den Anrufer so schlecht, dass er ebenso gut aus Sibirien funken könnte. Und damit schenkt einem der Ladaam Ende doch echten Luxus. Nämlich den, von Zeit zu Zeit einfach nicht erreichbar zu sein.

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