Schönwetterpolitiker ruinieren die Sonneninsel
Fragwürdige Eliten stehen nicht nur Zypern im Weg.
Jedes Land hat die Politiker, die es verdient. Dieser böse Spruch ist besonders in Zypern angebracht, wo die Politspitze zuletzt diese Erklärung abgab: „Präsident und Regierung versichern dem Volk, dass die Führung des Landes der Bedeutung dieser Aufgabe gewachsen ist.“
Das gibt natürlich Vertrauen, dass es nur so rauscht. Da kann man sich auf der Sonneninsel bequem zurücklehnen und zusehen, wie sich der finanzielle Zusammenbruch inWohlgefallen auflöst.
Leider scheinen wichtige Teile der zyprischen Eliten das wirklich zu glauben. Noch nie in den bald vier Jahren der Euro-Schuldenkrise waren die Rettungsteams von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds mit so unprofessionell agierenden Gesprächspartnern konfrontiert wie in den letztenMonaten in Zypern.
Im Juni hatte die zyprische Regierung zwar ein Hilfspaket beantragt, die damals großteils kommunistisch geprägten Minister hatten aber stets erklärt, dass man für die von den EuroPartnern erbetenen 17 Milliarden Euro den Menschen im Lande selbst eigentlich kein Sparpaket zumuten wolle.
Die Idee der Euro-Gruppe von der Zwangsabgabe auch auf kleine Bankguthaben mag zwar unakzeptable Schattenseiten gehabt haben. Aber diese einmalige Sondersteuer hätte Geld in Zyperns leere Kassen gespült, ohne die Schuldenlast nochweiter in die Höhe zu treiben.
Die von Nikosia angebotene Alternative, etwa in dieRentenkassen der Staatsbetriebe zu greifen, bedeutet nicht nur neues Schuldenmachen – unter geänderten Vorzeichen –, sondern auch eine mögliche Enteignung ganzer Generationen von Pensionisten.
Händeringend bitten die Euro-Partner seit Tagen die zyprischen Eliten um handfeste Informationen über die neuesten Vorschläge des Landes. Doch Zyperns Regierung scheint dazu nicht in der Lage zu sein. Mit den Vertretern der Troika der Geldgeber hat sie den Kontakt tagelang überhaupt abgebrochen. Gleichzeitig verunglimpft die verunsicherte Bevölkerung eben diese Geldgeber, die allein Rettung in der Not bringen können.
Vermutlich wird es wieder irgendeine Lösung für Zypern geben, weil die Euro-Zone sich dessen Zerfall politisch nicht leisten kann. Wenn sie aber diesen hohen Preis zahlen, werden die EuroRetter mit Recht verlangen, dass die Mitgliedsstaaten nicht mehr auf Schönwetter politiker setzen, die bei echten Problemen versagen. Der fromme Wunsch hat nur einen Haken: Jedes Land hat die Politiker, die seine Bürger gewählt haben.