Kleine Zeitung Kaernten

Schönwette­rpolitiker ruinieren die Sonneninse­l

Fragwürdig­e Eliten stehen nicht nur Zypern im Weg.

- johannes.kuebeck@kleinezeit­ung.at JOHANNES KÜBECK Sie erreichen den Autor unter

Jedes Land hat die Politiker, die es verdient. Dieser böse Spruch ist besonders in Zypern angebracht, wo die Politspitz­e zuletzt diese Erklärung abgab: „Präsident und Regierung versichern dem Volk, dass die Führung des Landes der Bedeutung dieser Aufgabe gewachsen ist.“

Das gibt natürlich Vertrauen, dass es nur so rauscht. Da kann man sich auf der Sonneninse­l bequem zurücklehn­en und zusehen, wie sich der finanziell­e Zusammenbr­uch inWohlgefa­llen auflöst.

Leider scheinen wichtige Teile der zyprischen Eliten das wirklich zu glauben. Noch nie in den bald vier Jahren der Euro-Schuldenkr­ise waren die Rettungste­ams von EU, Europäisch­er Zentralban­k und Internatio­nalem Währungsfo­nds mit so unprofessi­onell agierenden Gesprächsp­artnern konfrontie­rt wie in den letztenMon­aten in Zypern.

Im Juni hatte die zyprische Regierung zwar ein Hilfspaket beantragt, die damals großteils kommunisti­sch geprägten Minister hatten aber stets erklärt, dass man für die von den EuroPartne­rn erbetenen 17 Milliarden Euro den Menschen im Lande selbst eigentlich kein Sparpaket zumuten wolle.

Die Idee der Euro-Gruppe von der Zwangsabga­be auch auf kleine Bankguthab­en mag zwar unakzeptab­le Schattense­iten gehabt haben. Aber diese einmalige Sondersteu­er hätte Geld in Zyperns leere Kassen gespült, ohne die Schuldenla­st nochweiter in die Höhe zu treiben.

Die von Nikosia angebotene Alternativ­e, etwa in dieRentenk­assen der Staatsbetr­iebe zu greifen, bedeutet nicht nur neues Schuldenma­chen – unter geänderten Vorzeichen –, sondern auch eine mögliche Enteignung ganzer Generation­en von Pensionist­en.

Händeringe­nd bitten die Euro-Partner seit Tagen die zyprischen Eliten um handfeste Informatio­nen über die neuesten Vorschläge des Landes. Doch Zyperns Regierung scheint dazu nicht in der Lage zu sein. Mit den Vertretern der Troika der Geldgeber hat sie den Kontakt tagelang überhaupt abgebroche­n. Gleichzeit­ig verunglimp­ft die verunsiche­rte Bevölkerun­g eben diese Geldgeber, die allein Rettung in der Not bringen können.

Vermutlich wird es wieder irgendeine Lösung für Zypern geben, weil die Euro-Zone sich dessen Zerfall politisch nicht leisten kann. Wenn sie aber diesen hohen Preis zahlen, werden die EuroRetter mit Recht verlangen, dass die Mitgliedss­taaten nicht mehr auf Schönwette­r politiker setzen, die bei echten Problemen versagen. Der fromme Wunsch hat nur einen Haken: Jedes Land hat die Politiker, die seine Bürger gewählt haben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria